GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003

IV. Die historische Auswertung der Erdwälle (S. Soproni)

eine grundlegende Änderung ein. Rom büsste die bisher geübte Aufsicht und Kontrolle über das Vorland des Limes an der Donau ein und war nicht mehr in der Lage, das Leben der dort wohnenden Völker zu beein­flussen.' 8 1 Das Erdwallsystem verlor seine Bedeutung als vorgeschobene Verteidigungslinie des Donaulimes und hörte auch auf als Grenze eine Rolle zu spielen. Später - wie z. B. unter den Gepiden und vielleicht noch zur Zeit der Awaren 18 2 - mochte es für längere oder kürzere Zeit eine Rolle gehabt haben, und zwar vor allem als Grenze wie ja im ungarischen Mittelal­ter, 18 3 ja sogar heutzutage noch einzelne - gerade wegen ihrer Grenzmarkierungsrolle - einigermassen gut erhaltene Strecken Gemeinde- bzw. Komitatsgren­zen bilden. 18 4 Im Laufe der Jahrhunderte, besonders als Folge der intensiveren Bodenbearbeitung der neueren Zeit sind die Reste der Schanzen immer mehr verfallen und allmählich sind die Reste des ehemaligen Vertei­digungssystems nur noch von Fachleuten erkennbar. Mit Ausnahme einiger Strecken, die in besserem Zu­stand erhalten geblieben sind, bewahren nur noch Flurnamen und die Überlieferung im Volksmund die Erinnerung an das zu seiner Zeit imposante Vertei­digungssystem. Die Aufgabe des Schanzensystems machte sich natürlich auch am pannonischen Limes fühlbar. Gerade im Zuge der Forschungen der letzten Jahre ist es gelungen auf der betreffenden Limesstrecke eine weitgehende Umorganisierung nachzuweisen. Die auf die Notitia Dignitatum 18 5 zurückgehenden Daten und archäologische Beobachtungen zeigen um 380 eine bedeutende Änderung in der Struktur des Limes von Valeria auf. 18 6 Das Gebiet des Donauknies verlor seine strategische Bedeutung, die unter der Herrschaft des Kaisers Valentinianus erbauten Wachttürme wur­den grössten Teils aufgegeben: aber auch in manchen Lagern hörte das leben auf, an ihre Stellen wurden Wachttürme errichtet und die dort stationierten Trup­pen wurden an gefährdetem Strecken abkommandiert. Vom Jahre 380 an bildete die mittlere Strecke des Limes der Provinz Valeria - das Gebiet zwischen Csepel und den Mohács-Inseln die Hauptvertei­digungslinie der Provinz. Mit der Aufgabe des Erd­wallsystems war nämlich die Limesstrecke, die dem Tale der Marosch gegenüber lag durch Angriffe aus dem Osten in erster Linie gefährdet. 18 7 Die Umorga­nisierung des Limes um das Jahr 380 war also eine notgedrungene Folge der Aufgabe des Schanzensys­tems. Das von uns behandelte Erdwallsystem der Tief­ebene besteht aus drei, an machen Stellen vier Linien, die zu einander ziemlich parallel verlaufen. Die ein­zelnen Linien waren nicht in jedem Falle in ihrer gan­zen Länge ausgebaut und es lassen sich unter ihnen auch gewisse chronologische Unterschiede aufweisen. Die Periodisierung der einzelnen Linien, bzw. die Be­stimmung der Bauzeit der einen oder der anderen Linie kann beim heutigen Stand der Forschung nicht entschieden werden. Es besteht kein Zweifel - wie P. Patay bereits aufgezeigt hat 18 8 -, dass das ganze Verteidigungssystem in zwei Hauptphasen errichtet wurde und dass innerhalb dieser Phasen kleinere Än­derungen zu beobachten sind. So dürften zwischen Donau und Theiss die obere und die frühere mittlere Linie zuerst erbaut worden sein und dann in der zweiten Phase die untere Linie. Zwischen den beiden wichtigen Bauperioden lassen sich gewisse Linienän­derungen beobachten. Die Bauten der ersten Phase oder Periode sind jedenfalls auf die Zeit des Konstan­tin, also die 320-er Jahre zu datieren, während die Än­derung vielleicht vor dem Bau der südlichen, innersten Linie vorgenommen wurde. Natürlich ist die letzte Feststellung nur eine Hypothese und man kann sich auch vorstellen, dass alle drei Linien zur gleichen Zeit gebaut worden sind. Der Ausbau der Linien wirft auch die Frage der Arbeitskräfte und der Dauer der Bauzeit auf. Der Bau einer Linie konnte kein ernstes Problem bilden: der Bau der ganzen Länge von der Donau bis zur Donau konnte auch nach sehr pessimistischen Rechnungen in 1-2 Jahren durchgeführt werden. 189 So ist überhaupt nicht daran zu denken, dass der Bau des Erdwallsystems etwa jahrzehntelang gedauert hätte. 19 0 18 1 Ausführlich: Stallknecht 1969 86-87. 18 2 Bona 1974 25-26. 18t " In dem die Urkunde der Abtei Százd vom Jahre 1067 bekräftigenden Dokument aus dem Jahre 1267 - zugleich die erste Erwäh­nung des Erdwallsystems - ist es ebenfalls als Grenze bezeichnet (Györffy 1966 804). 18 4 Z. B. zwischen den Gemeinden Kerepes und Mogyoród. Erdőtelek und Kál, Dormánd und Füzesabony, Hajdúböszörmény und Hajdúhadház, Told und Berekböszörmény usw. 18 5 Soproni 1974/b 64-65: Ders. 1978 162-163 und 204-206; Ders. 1984. 18 6 Soproni 1978 204-206.: Ders. 1984. 18 7 Soproni 1978 205; Ders. 1984. 18 8 Kapitel II. 15-16. 18 9 P. Patay. Kapitel II. 15. Meinerseits halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bau einer Linie auch innerhalb eines Jahres vor sich gehen konnte. Über die Dauer der Errichtung ähnlicher Erdwälle vgl. noch die Berechnungen von R. Vulpe (1959 49). 65

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