Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)
KUNMADARAS
Fragmenten ist schleifenförmig ausgebildet, das Gesamtgewicht der Fragmente beträgt 7,75 g. J. Hampel erwähnte ein einziges, entzweigebogenes Draht, mit schleifenlosen Enden (HAMPEL 1905, Taf. III. Taf. 272, 11). N. Fettich führte 3 gerade Drähte mit den herunterhängenden Inventarzetteln und ein längeres, halsringförmig eingebogenes Draht mit Schleifenenden vor (FETTICH 1926a, Taf. III). Gy. László bog aus den schleifenförmig ausgehenden Stücken einen Ring von 8 cm Druchmesser in der Größe eines Armbandes und aus den drei geraden Stücken einen kleineren (dies stellt den heutigen Zustand dar) (Taf. 64, 7, 8). Bei den bisherigen Mitteilungen fehlen im Verhältnis zur ursprünglichen Eintragung 1 St. Drahtfragment und 8 g vom Gewicht. Die unter N 257, von unbekanntem Fundort registrierten, armbandförmig gebogenen zwei Drähte ohne Inventarnummer mit gebrochenen Enden und 4,60 g Gewicht sind mit aller Sicherheit die fehlenden Stücke des Fundes von Kunmadaras (Taf. 64, 8). Zwar hätten wir auf diese Weise schon insgesamt 7 Fragmente, jedoch fehlen vom ursprünglichen Gewicht noch immer 3,65 g. Das dünne, auch ursprünglich schon in mehrere Stücke gebrochene Draht dürfte sich aber während den vergangenen 100 Jahren weiter zerbröckelt haben und hierbei kam ein kleineres Stück vermutlich abhanden. Die Funktion der Drähte mit Schleifenenden kann nach der mehrfachen Geraderichtung und Biegung heute schon schwer bestimmt werden. Der Durchmesser der Halsringe beträgt 12 cm, im Falle der Männer dürfte dieses Maß schon größer gewesen sein. Aufgrund der vier Schleifenenden gehen wir der Wahrheit vielleicht näher, wenn wir zwei Arm- oder Fußringe rekonstruieren. Einen älteren, awarenzeitlichen, tordierten Halsring als den von Ozora kennen wir bisher im Karpatenbecken nicht. In Grabkomplexen des 6-7. Jh. Südrußlands sind uns aber die aus tordiertem Draht erzeugten Hals-, Arm- und Fußringe bekannt. Im Grab von UtschTepe waren solche mit einem Schwert von ^"-förmiger Hängeöse und mit der durchbohrten Münze von Justinianus I. gemeinsam vorhanden (JESSEN 1965, 153-192). Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch der Fürst von Kunmadaras ähnliche als Schmuck getragen hat oder ein solches Stück zum Zusammenhalten des losen Gewandes gedient hat. Diese Trachtergänzung wurde aber aufgrund unserer bisherigen Funde - dem Anschein nach - nicht allgemein. Drei Jahre später nachdem der Fund von Kunmadaras in das Museum kam, verkaufte der Antiquitätenhändler Jakab Krausz dem Museum einen aus tordiertem Draht hergestellten Halsring (?) (Inv.-Nr.: 126/1887. N 446. Gewicht: 8,28 g. Taf. 36,3). Das eine Ende des Drahtes ist eine Schleife, das andere abgebrochen (GARAM 1984,92. Abb. 3, 1). Auf diesen Umstand wurden wir bei der Zusammenstellung der Akquisitionsliste aufmerksam. Wir nehmen an, daß das von Krausz verkaufte, tordierte, in Schleife ausgehende Draht (Halsring?) aus dem Fund von Kunmadaras stammt. Seine lockere Tordierung und seine Schleife sind den Fragmenten von Kunmadaras ähnlich, jedoch weicht es von dem 1871 zum Vorschein gekommenen, dicht tordierten Halsring von Ozora ab. In unserem awarenzeitlichen Fundmaterial sind uns aus tordiertem Golddraht hergestellte Arm-, Fuß- oder Halsringe im vergangenen Jahrhundert aus anderen Funden nicht bekannt. Schwert: seine Eisenklinge kam nicht in das Museum, auch die Beschläge seiner Scheide nur mangelhaft. Die Schwertklinge dürfte 3-4 cm breit, gerade, zweischneidig gewesen sein. Aus dem Typ der Hängeösen geschlossen, hatte das Schwert keine Parierstange. Den Griff des Schwertes bedeckten wahrscheinlich ein oder mehrere Blechbeschläge, ebenso wie auch den des Schwertes von Csepel. Die Hängeösen lassen sich in die Gruppe der '^"-förmigen Ösen reihen (wie das Schwert von Csepel und das neue von Kunpeszér), stellen ihre eigenartige Variante dar, bei der von den die Scheide überbrückenden Bändern die unverzierten Blechscheiden fehlen und auch das innere Feld der "D"-Form leer, ohne Bedeckung ist. Das am Rande der Öse verlaufende Flechtband ist dem Band des mit in S-Form untergebrachten Einfassungen geteilten Feldes der "D"-förmigen Öse von Csepel ähnlich. Das untere Drittel der Schwertscheide von Kunmadaras war von einer unverzierten Blechscheide mit Rechtband am oberen Rand bedeckt. Die gezähnten Flechtbänder von Kunmadaras sind die schematischen, geometrisierten Varianten des germanischen Tierstiles II. Im Tierstil der gleichaltrigen Jankovich-Goldstücke (Taf. 43, 1-4) können die Tierköpfe und -füße noch leicht entdeckt werden. Bei den Schwertbeschlägen von Madaras verraten nur die auf dem unteren, kurzen, geraden Bogen der Ösen gemusterten, mit Krallen versehenen Fußenden den Tierstilursprung des Musters. Auch das Muster der kleinen Riemenzungen ist ein glattes, gezahntes Flechtband, jedoch die Linienführung ist viel dürftiger als auf den Schwertbeschlägen. In den rechteckförmigen Ecken des mit Rechtband verzierten Schnallenbeschlages kann noch je ein Tier köpf angetroffen werden. Dolchscheidenbeschläge (?) (Tat 66,1-6): die papierdünnen Blechbeschläge rekonstruierte Gy. László als Dolchscheidenbeschläge (LÁSZLÓ 1955, Pl. LXVI, 56). Unter den in mehrere Stücke zerbrochenen Bleche sind 2 bzw. 2,5 cm breite Stücke. Das Ende eines breiteren und eines schmäleren Stückes ist konkav bogenförmig geschnitten Das intakte Ende eines breiteren Stükkes ist halbkreisförmig. Das eine Ende von zwei breiteren Bändern verjüngen sich allmählich und gehen spitz aus. Die eine Seite zeigt eine Lötspur, auf dem anderen, sich verjüngenden Ende ist eine längliche Kerbspur. An sämtlichen Stücken sind mehrere winzige Lö-