Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

KUNMADARAS

cher zu sehen, die zur Armierung der Bleche gedient ha­ben. Die Bleche waren bestimmt auf eine Rinde oder auf ein Stück Holz genietet, jedoch ist ihre Funktion für uns unsicher. Zu den sog. Dolchbeschlägen wurde auch ein rötlichgelbes, zerknittertes Blech inventarisiert (Taf. 66,7), das Biegungsspuren zeigt Mit den durch die win­zigen Löcher durchtriebenen Nieten dürfte dieses Blech auf einen Holzgegenstand von nicht gerader Oberfläche befestigt worden sein. An der einen Längs­seite befindet sich auch eine bogenförmige Schnittspur. Dieses Blech dürfte das Ende irgendeiner Scheide oder Tülle verziert haben. Pferdegeschirrzierden (Taf. 68, 1-15): von diesen sind 5 dreibögige, Fransenmuster nachahmende und 10 halbkugelförmige, ursprünglich auf Bronzeblech gepreßte Goldblechbeschläge in das Museum ge­langt. Ursprünglich dürften solche mehrere gewe­sen sein, in dem ähnlichen, jedoch gleichfalls nicht kompletten Grabfund von Kunágota befinden sich 8 bzw. 21 Beschläge. Von den dreibögigen Beschlägen von Kunmada­ras ist ein Stück von besserer Qualität, dicker, an­ders geformt, also es wurde auf einem anderen Preßmodel erzeugt als die übrigen. Dies kann das ältere Originalstück sein, die übrigen sind Ersetzun­gen von schwächerer Ausführung. Die halbkugelför­migen, stark fragmentarischen Beschläge sind eben­so schwach ausgeführt, wie die 4 Beschläge mit Fransenmuster. Der Rand der halbkugeligen Be­schläge wurde beim Pressen an mehreren Stellen dreieckförmig aufeinandergebogen, so wie bei dem oben analysierten Blech mit geschweifter Seite. Es ist interessant, daß sich auf dem Rand und an der Oberfläche der fransenverzierten und halbkuge­ligen Beschläge mehrere winzige Löcher befinden. Diese können zum Annähen von konvexen Beschlä­gen nicht geeignet sein. Meiner Vorstellung nach, wurden die dünnen Beschläge auf einen Holzkern genietet, sodann mit dem in den Kern geschlagenen langen Nagel auf den Lederriemen befestigt. Auf dem aus massiverem Goldblech gefertigten, Fran­sen nachahmenden Beschlag finden wir kein Niet­loch. Sonstige Gegenstände: mit Einfassung versehenes Goldblech (Taf. 64, 6). Auf dem fragmentarischen, rechteckförmigen Band wird die runde, leere Ein­fassung von einem Perlendraht umgeben. Auf dem Ende des Bandes befindet sich ein kleines, rundes Nietloch, ebenfalls von einem Perlendraht um­rahmt. Die Funktion des eingefaßten Bleches ist un­bekannt. Gerippte, gepreßte Bleche (Taf. 66, 8). Das längli­che, vielleicht zusammengehörende, gerippte Band mit abgebogenem Rand wurde, wie die Pferdege­schirrbeschläge auf ein Bronzeblech gepreßt. Sie dürften über die sich auf den Rändern befindlichen, winzigen Löcher auf Holz genietet worden sein. Vielleicht verzierten sie den Sattelbogen? Der Fund von Kunmadaras gelangte durch das Staatliche Hauptpunzierungsamt in das National­museum, die einzelnen Stücke des Fundes wurden von sechs Personen angekauft. Die in das Museum gelangten Stücke des Grabfundes untersuchend, können wir auf einst vorhandene Gegenstäde schließen (z.B. auf die andere Hängeöse des Schwertes). Es kann angenommen werden, daß aus dem Grabfund auch mehrere solche Gegenstände fehlen, deren Teile auch nicht eingeholt worden sind. In Kenntnis zahlreicher, frühawarenzeitlicher Fürstengräber, Bestattungen von führenden Persön­lichkeiten (z.B. Bocsa, Szegvár, Törökkanizsa, Kun­ágota usw.) kann für sicher angenommen werden, daß auch der Fürst von Kunmadaras Ohrgehänge getragen hat. Jakab Krausz verkauft den National­museum im Jahre 1884 ein Paar Ohrgehänge mit kleinem Pyramidenanhänger von einem unbekann­ten Fundort. Die ganze Oberfläche der Pyramiden ist mit Granulation verziert (Kat.-Nr. 38, Taf. 32, 3-4). Die Ohrgehänge werden von I. Bona mit­geteilt, das intakte Stück aufgrund der damaligen falschen Angabe des Goldkartons des Museums irr­tümlicherweise mit dem Fundort Budapest-Angyal­föld, das Paarstück als von unbekanntem Fundort (BONA 1980, Abb. 6, 5-6). Es ist vorstellbar, daß diese Ohrgehänge aus dem auseinandergetragenen Grab von Kunmadaras stammen. Ihre Datierung ist aufgrund des Grabes von Szegvár bekannt und sie gleichaltrig mit dem Grab von Kunmadaras, stam­men also aus dem Ende des 6.-Beginn des 7. Jh. 1887 verkauft Jakab Krausz ein weiteres Ohrgehän­ge mit Pyramidenanhänger, im selben Jahr, wie auch den oben erwähnten, aus tordiertem Draht er­zeugten Halsring (Kat.-Nr. 39, Taf. 32, 5). Diesen Pyramidenanhänger verziert die Granulation in dreieckförmigen Mustern. Es handelt sich gewiß um einen frühawarenzeitlichen Ohrgehängentyp, je­doch seine Analogie ist uns aus einem gut datierba­ren Grab nicht bekannt. Von den beiden Typen scheint es sicherer zu sein, daß das vorherige zum Fund von Kunmadaras gehört haben dürfte. Die anschauliche Vorführung der in das Museum gelangten Funde des Männergrabes mit Pferd von Kunmadaras bestätigt die Feststellung von I. Bona: die Funde gehörten zu einer in der Gemarkung von Kunmadaras am Ende des 6. Jh. bzw. zu Beginn des 7. Jh. bestatteten, in fürstlichem Rang stehenden Persönlichkeit. Im Bestatteten können wir aufgrund des mit Al­mandinstein verzierten, goldbeschlagenen Gürtels, des goldbeschlagenen Schwertes, Pferdegeschirrs und Sattels mit Recht den einen Fürsten der Jahr­zehnte nach der awarischen Landnahme in der Oberen Theißgegend erblicken, dessen Rang die zahlreichen Edelmetalle und aus anderem Material erzeugten, in das Museum nicht gelangten Gegen­stände nur bekräftigen und nicht zum Wanken bringen.

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