Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)
ÜBER DIE AWARENZEITLICHEN GOLDGEGENSTÄNDE DES UNGARISCHEN NATIONALMUSEUMS - Die ältesten Goldgegenstände, Ende des 6. - erstes Drittel des 7. Jh
geln und die Steineinfassungen wurden derart hergestellt, wie die ähnlichen Verzierungen des Fundkreises von Bocsa. In dem mittleren dreieckigen Feld des Ohrgehänges von 23. Erzsébetfalva (Taf. 29, 6-7) sind keine Zellen, sondern ein dreieckiges Blech mit abgebogenem Rand, auf dem sich ein runder und drei kleine, dreieckförmige Ausschnitte befinden. Diese Verzierungsart ist dem mittleren Teil des Schnallenbeschlags der Jankovich-Pseudoschnalle ähnlich und beweist hierdurch, daß diese zwei Gegenstandstypen fast gleichzeitig hergestellt worden sind. Die Ohrgehänge mit großer Pyramide und großer Kugel stammen aus den Gräbern der frühawarenzeitlichen kleinen Aulen. Im Laufe der Untersuchung ihrer Verbreitung im Karpatenbecken können wir zu den Fragen des frühawarenzeitlichen Siedlungsgebietes, des damaligen Siedlungssystems entsprechende Daten erhalten. Von den Ohrgehängen mit Kugelanhänger sind uns drei Typen bekannt: mit großem, mittelgroßem und kleinem Kugelanhänger. Am seitesten kommen die Exemplare mit großem Kugelanhänger vor: 5a. Bakonszeg, 13a. Debrecen, 15. Dombóvár und 43. Unbekannter Fundort (Torda?). Diese im Nationalmuseum bewahrten Exemplare stammen aus Streufunden, ihre Fundumstände sind unbekannt. Anderswo kommen sie aus Frauengräbern zum Vorschein. In viel größerer Zahl kennen wir die mit mittelgroßen Kugelanhängern verzierten Ohrgehänge, in glatter, granulierter oder mit Steineinlage versehenen Varianten: 17. Dunapataj, 25. Ferenc-Kanal, 44. Unbekannter Fundort (Tápióság?), 45. Unbekannter Fundort (Szatmárnémeti?), 46. Unbekannter Fundort, 98b. Kiskőrös, 102b. Kiskőrös-Városalatt, 100a. Kiskőrös-Pohibuj Mackó, Grab 54, 104. Kőrösladány, 125. Rábapordány, 127. Regöly, 128. Romand, 130a. Szentendre Grab 1, 132. Szigetszentmiklós-Háros, Grab 14,142. Törökszentmiklós, 141. Tószeg, 138a. Tiszakécske-Óbög, 147. Veresegyház, 150. Zsámbok (?). Die Kugelmaße der mit mittelgroßem Kugelanhänger verzierten Ohrgehänge sind verschieden, in einigen Maßen stehen sie den Exemplaren mit großem bzw. kleinem Kugelanhänger nahe. Ein Großteil der Exemplare im Nationalmuseum stammt aus Streufunden. Unter denen, deren Fundzusammenhänge bekannt sind, können sowohl in Frauen- wie auch in Männergräbern vorkommende Stücke angetroffen werden. In der Datierung dieser Ohrgehänge hilft uns die Münze des Justinus II. von Szentendre. Die aus Silber erzeugten späten Varianten dieses Typs können aber mit den Münzen des Heraclius und Heracüus Constantinus gemeinsam vorgefunden werden (Szeghegy/Lovcenac: GARAM 1992). Die Ohrgehänge mit kleinem Kugelanhänger (7. Bocsa, 47., 48., 49., 50., 131. Unbekannter Fundort, 100b. Kiskőrös-Pohibuj Mackó Grab 55, 94. Kerecsend (Kerecedin), 120. Orosháza, 133. Szombathely (?), 130c. Szentendre Grab 3) lassen sich infolge ihrer unsicheren Fundumstände nur schwer datieren. Die Fokas-Münze des Grabes 3 von Szentendre zeigt aber, daß auch diese Ohrgehänge größtenteils im ersten Drittel des 7. Jh. getragen wurden. Von den Ohrgehängen byzantinischen Ursprunges sind die mit Schleifen schließenden, halbmondförmigen, mit Pfaugestalt verzierten Exemplare (Gács, Hatvan, Szajk, Óbuda), sowie die mit kleinem Körbchenanhänger (Keszthely-Fenékpuszta-Alsópáhok) die ältesten. Das Körbchenohrgehänge von Kolozsvár (Cluj) kann von italo-byzantinischem Ursprung sein. Details von byzantinischen Ohrgehängen mit Anhänger sind uns aus Kiskőrös, Debrecen und Mohács bekannt. Halsketten, Halsschmucke: byzantinische Goldschmiedeprodukte sind die Kette von Gács mit runden Schlußgliedern, der Rauchopalanhänger und die runden Steineinfassungen mit Ose von Kunágota. In diesen Kreis gehört auch das ovale, mit Granulation umfaßte Medaillon aus Hajdúszoboszló. Fingerring: Unter den frühesten Ringtypen finden wir einen von byzantinischem Ursprung (79. Unbekannter Fundort), mit rhombusförmigem Kopf und Steineinlage (130a. Szentendre Grab L; 68, 69. Unbekannter Fundort) und dünne Bandringe mit gepreßtem Ringkopf (106. Kunágota). Gürtelzierden: Unter den ältesten goldenen Gürtelzierden sind mehrere Typen bekannt: originale byzantinische mit Punkt-Linienmuster (sog. Komma-Ornamentik) die kleine Riemenzunge von Hatvan-Boldog und der Messerscheidenbeschlag vom 85. Unbekannten Fundort gehören vermutlich zusammen, vgl. BONA 1982-83, 94. Byzantinische Gürtelzierden nachahmende, gepreßte, doppelschildförmige Beschläge, wappenförmige Beschläge, kleine und große Riemenzungen und Messerscheidenbeschlag enthielt das Grab von Kunágota. Es sind uns glatte Riemenzungen aus Doppelblech, ovale und wappenförmige Beschläge mit Almandineinlage aus Kunmadaras, sowie mit gezähntem Flechtband verzierte Schnalle mit Schilddorn, Riemenzunge, Beschlag (die sog. Jankovich-Goldstükke) von unbekanntem Fundort bekannt. Die ältesten Stücke der goldenen Pseudoschnallen sind auch für dieses Zeitalter charakteristisch, jedoch können sie nicht aus den Zeiten vor der Wende des 6-7. Jh. stammen. Schwert: charakteristisch ist die Schwertscheide mit "P "-förmiger Hängeöse, der gerade Schwertgriff, mit gezähntem Flechtband verziert und mit originaler Steineinlage, sowie seine gepreßte Variante (Kunmadaras, Csepel, Zsámbok). Die ältesten Schwerter mit dreibögiger Hängeöse (Kunágota und vielleicht Tiszaalpár) können gleichfalls auf das erste Drittel des 7. Jh. datiert werden.