KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

IV. Der germanische Toten-Tanz

Tod im Jahre 1610—12 aus. 1 Ich schliesse die Untersuchung der Toten­Sagen mit einem Hinweis auf das Märchen­Gedicht „ János vitéz" (1844) des grossen unga­rischen Dichters, Petőfi Sándor. Im XII. Ab­schnitt steigen die Toten des Kirchhofes mitter­nachts ebenfalls aus ihren Gräbern und unter­halten sich mit Tanz und "Gesang. János ruhte ermüdet auf einem kleinen Hügel. In der fin­steren Nacht bemerkte er nicht, dass er sich in einem Kirchhof befindet und der kleine Hügel ein Grabhügel sei. Mitternachts erscheinen die Geister in grosse Grabtücher eingehüllt und beginnen ihren geisterhaften Tanz und ihren laut kreischenden Gesang. Den Helden Johann hat der Lärm nicht gestört, er schlief ruhig wei­ter. Ein Geist bemerkte ihn und rief auch die anderen herbei : Ein Mensch, ein lebender Mensch 1 Packt ihn und nehmet ihn mit 1 Wa­rum ist er so verwegen in unser reich einge­drungen ? 1 — Die Geister versammeln sich um den Schlafenden, sie bilden einen Kreis und tanzen. Sie wollen ihn schon packen, da kräht plötzlich der Hahn und die Geister müssen in ihre Gräber zurück 1 2. Die germanischen Todes-Sagen 2 Merkwürdigerweise ist das Gebiet jener germanischen Sagen, in denen „der Tod" auf­tritt, nicht sehr gross und für die Weiterent­wicklung der späteren Motive nicht sehr bedeu­tend. Die Gestalt des Todes, wenn sie wirklich nur als „der Tod" auftritt, bleibt die Everyman­todesgestalt. Jene Gestalt, die in den späteren Werken unter dem Namen „Tod" auftritt, ist dagegen fast ausnahmslos die germanische „To­ten"-Gestalt. Zur Zeit des grossen „Sterbet" im XIV. Jahrhundert hat man im Bernerlande ein son­derbares „Mannli" gesehen, das mit seiner Frau durch das Diemtiger Tal wanderte. Sie hatten eine Sense und einen Besen mit sich und wenn man sie gefragt hat, was sie tun wollen, so antworteten sie : „Wir wollen hinten anfangen und herauswischen." Kaum haben sie aber die Gegend verlassen, verbreitete sich ein gefährli­ches „Sterbend". Die Menschen niesten und sanken tot auf den Boden. Seitdem sagt man einem niesenden Menschen: „Helf'(dir) Gott!" Dieses „sonderbare Mannli" ist der Tod; er ist ja mit der Sense bewaffnet. Er ist hier „der Tod des Menschen", eigentlich „des Mannes" und lebt auch wie ein Mensch. Er hat eine Frau, „die Tödin." Die Gestalt der Gemahlin des Todes, „der Tödin" ist nach Grimm aus der Gestalt der germanischen Todesgöttin Halja (Hölle, Holle) entstanden. Während Odin nur die Helden be­wirtet und daher nur „der Tod des tapferen Man­nes" ist, wurden alle andere Menschen im Hau­1 Henne-am Rhyn : Nr. 919b. 2 Tab, B. II. a. se der Todesgöttin Halja versammelt. Halja war „der Tod aller Menschen, der Männer, wie der Frauen." Es ist also kein Zufall dass die orien­talische „Furie" in Europa gerade zu einer To­desgöttin, zu einer weiblichen Variation der Ge­stalt des Todes (englischer Furien- und Teufels­Tod ; Subiaco, Camposanto usw.) wurde. Zur Zeit des grossen »Sterb",als die „Höt­tingerried" ganz ausgestorben ist — wo heute noch der „Pestfriedhof" auf einem Hügel liegt und als Wallfahrtsort besucht wird — erschien regelmässig mitternachts der Tod mit einer Sense und die Tödin mit einem Rechen und einem Besen in der Hand. Beide haben sich auf dem „Platz!" vor dem „Stamser" getroffen. Der Tod kam von der Höttinger Seite her, von Kran­witten über die Allerheiligenhöfe und die Tödin von Weihenburg, Büchsenhausen und Ried. Sie gab ihrem Mann Rechenschaft über ihre heutige Vernichtungsarbeit. Der Tod fragte seine Frau : „Häscht d'toll ausköhrscht ?". Und die Tödin antwortete einmal : „Ausköhrscht han i hein nöt, g'rad alls z'samm g'recht." Und heute machte sich der Tod mit diesem Bericht zufrieden, da die Tödin soviel Menschen getötet hat, dass sie diese grosse Menge von Leichen nicht mehr auskehren konnte. Sie musste sich ihres Re­chens bedienen. Eine ähnliche Sage wird im Inntale erzählt, wo der Tod mit einer Sense und die Tödin mit einem Rechen in der Hand erscheint. 3 Auch in der Gegend von Schwartz und Innsbruck (Tirol) soll der Geist des Todes schon einigemal erschienen sein. Schaut er beim Fenster herein, so muss jemand in diesem Hause sterben. 4 In einem seltsamen Gedichte des österrei­chischen Dichters Adolph von Tschabuschnigg B wird „der Haushalt" des Todes und seiner „Frau" geschildert. Die Tödin ist ein blasses Weib, mit traurigen Augen. Sie ist immer ernst, kann we­der lachen, noch weinen. Wenn nachts der Mond aufgeht, wäscht sie im Bache des „Freit­hofs" die Sterbehemden. Ihr Mann, der Tod, sitzt aber behaglich im Fensterchen seines klei­nen Hauses und sieht seinem fleissigen Weibe zu. Sein Haushalt fördert von Jahr zu Jahr viel Arbeit. Während er aber die Menschen erbar­mungslos niedermäht, ist seine Frau mild und versöhnend, sie hüllt die Toten sanft in Linnen ein und pflanzt Blumen auf die Gräber. Der spätere Everyman-Todestanz wird von jenen Todes-Sagen vorbereitet, in denen der Tod im Rahmen eines Märchens auftritt, das sich in historisch bekannten Verhältnissen und Ortschaften abspielt. Vor allem soll das Märchen vom „Gevat­ter Tod" erwähnt werden. Aber auch in ande­3 Alpenburg : Mythen S. 347 ; Henne-am Rhyn : Nr. 666. 4 Brüder Grimm : Deutsche Sagen. München. Leip­zig. Georg Müller : 1816— 1818b Nr. 266 1. S. 286. Todes­gespenst. * „Gedichte". Zweite, vermehrte Aullage. Wien, Plautsch & Co, 1841 ; „Tod und Tödin".

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