Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung

Statistik, Literatur und Kunst (1823-1828) und das Taschen­buch für die Vaterländische Geschichte (1823-1828), an de­ren Redaktion auch mehrere ungarische Schriftsteller mitwirkten, in erster Linie Alajos Mednyánszky und János Mailáth. Hormayrs Archiv wollte die Maler von 1811 an dazu anregen, die Historienmalerei wiederzubeleben und die Szenen aus der Geschichte des Habsburgerreichs für die Schaffung einer Heldengalerie des gesamten Reichs zu verwerten. In das erdachte Pantheon des Reichs wurden nicht nur die früheren Herrscher wie Rudolf von Habs­burg oder Maria Theresia aufgenommen, sondern un­ter anderen auch Miklós Zrínyi, ein Held der Türken­kriege, und sogar der Feldherr und Reichsverweser Un­garns um die Mitte des 15. Jahrhunderts, Johann Hunya­di, ebenfalls ein Türkenbezwinger. Durch die Bände des Archivs und des Taschenbuchs sind zahlreiche neue The­men und heldenhafte Geschichten im ganzen Reich be­kannt geworden. Der Ausfall Zrínyis aus Burg Szigetvár, die Heldentaten Johann Hunyadis, die Geschichten vom gemeinsamen Tod von Dobozi und seiner Gattin, die Taten des waghalsigen Titusz Dugovics wurden hier zum erstenmal auf Deutsch in der Absicht veröffentlicht, für die künstlerische Bearbeitung Stoffe zu bieten. Einer der Maler, die dieses Vorhaben verwirklichten, war Karl Ruß, von dessen Werken mit ungarischer Thematik in der Ausstellung die Zeichnung König Stephan unterweist seine Untertanen im christlichen Glauben zu sehen ist. Das Ziel des Hormayr-Kreises, die Herausbildung ei­ner reichseigenen Geschichtsauffassung hat sich nicht verwirklicht. Die beteiligten Nationen haben die von ih­nen selbst erschlossenen historischen Quellen zur Wei­terentwicklung ihrer eigenen, autonomen nationalen Geschichte verwendet. Einzelne ungarische Schriftstel­ler, die sonst die Zusammenarbeit mit dem Hormayr­Kreis abgelehnt hatten, wie zum Beispiel der große Spracherneuerer Ferenc Kazinczy, bemühten sich um die Vermittlung zwischen den beiden Sprachkulturen durch ihre Übersetzungen. Die ungarischen Geschichten im Archiv und im Taschenbuch haben auch die Phantasie anderer Literaten angeregt und boten nicht nur den zeit­genössischen, sondern auch späteren Schriftstellern Stof­fe, von Károly Kisfaludy und Mihály Vörösmarty über Mór Fókái bis zu Kálmán Mikszáth. Ohne die ursprüng­liche Reichsauffassung zu berücksichtigen schöpften die Verleger, Autoren und Illustratoren der ungarischen Al­manache aus den historischen Themen der Veröffentli­chungen des Hormayr-Kreises nach ihrem speziellen ungarischen Standpunkt. In dieser Hinsicht sind am meisten die Illustrationen des Almanachs Aurora be­kannt geworden, unter deren Meister sich in großer Zahl Zeichner von meistens österreichischer Abstammung befanden, die sowohl Wiener als auch Pester Aufträge erfüllten. Auf die Anfänge der ungarischen Historienmalerei im 19. lahrhundert übte die literarische Hinterlassenschaft des oben behandelten Reichspatriotismus noch in einer Epoche einen maßgeblichen Einfluß aus, als dessen po­litische Basis auf der einen Seite von dem um sich grei­fenden Absolutismus und auf der anderen von der Er­starkung des autonomen ungarischen nationalen Be­wußtseins gleicherweise in den Hintergrund gedrängt wurde. Die repräsentativen Historienbilder, die auf In­itiative des Palatins Joseph 1825 aus öffentlichen Spen­den für das Nationalmuseum in Auftrag gegeben wur­den, Die Krönung von Kaiser Franz in Buda sowie Der Aus­fall Zrínyis aus der Burg Sziget von Peter Krafft, entstan­den im wesentlichen aus dem Kompromiß des eingangs dargestellten Habsburgischen Herrscherkultes und dem später erwähnten Reichspatriotismus. Eine prägende Persönlichkeit des Reichspatriotismus war János László Pyrker, Erzbischof von Eger, der in sei­nem deutschen Epos Rudolphias in romantischen Bildern eine historische Episode verewigte, in der nach seiner Interpretation die Hilfe des ungarischen Königs Ladis­laus IV. in der Schlacht auf dem Marchfeld erheblich zur Erhöhung des Hauses Habsburg beitrug. Die Begegnung der beiden Herrscher nach der Schlacht gestaltete 1826 der Wiener Akademieprofessor Anton Petter in seinem Gemälde Wenzel, Sohn des böhmischen Königs Ottokar, bit­tet von Rudolf von Habsburg die Herausgabe des Leichnams seines gefallenen Vaters nach Pyrkers Werk. Mit demsel­ben Akzent zeigt diese Schlacht auch die Lithographie Johann Nepomuk Geigers, die Jahrzehnte hindurch zahl­reiche Ausgaben erlebte. Henrik Weber illustrierte in seinem Gemälde König Salamon im Kerker von Visegrád (1847) das Gedicht eines ungarischen Mitgliedes des Hormayr-Kreises, János Mailáth. Zum selben Kreis ge­hörte die Schriftstellerin Caroline Pichler, aus deren sen­timentalem Roman, der zur Zeit der Einnahme von Buda spielt, József Schmidt das Motiv für sein Bild Die edle Rache des Péter Szapáry (1844) schöpfte. Zur Zeit von Franz I. und Ferdinand V. finden sich unter den Historienbildern in der ungarischen Öffent­lichkeit keine, die auf die ungarischen Unabhängigkeits­bewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts oder auf de­ren Helden Bezug nehmen würden. Bilder von Rákóczi, Thököly und sonstigen „Rebellen" oder Szenen aus ih­ren Bewegungen hätte der Besucher Wiener oder Pester Kunstausstellungen oder der Leser illustrierter Almana­che vergebens gesucht. Darstellungen dieser Themen galten in dieser Epoche gewiß als Tabus. Zu einem er­neuten Versuch zur Wiederbelebung des Geistes des Reichspatriotismus kam es erst fünfzig Jahre später: Unter Erzherzog Rudolf gab ein internationales Auto­renkollektiv ab 1886 die 24 Bände der Folge Die Öster­reichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild heraus. Ungarischerseits stand der Schriftsteller Mór Jókai an der Spitze dieses Unternehmens. X. Historienbilder im Bereich des Privatlebens um die Mitte des 19. Jahrhunderts Kunstvereine, Almanache und Zeitschriften warben im 19. Jahrhundert um die Gunst ihrer Mitglieder oder Abonnenten oft mit Kunstblättern: Lithographien, Stahl­stichen oder Holzschnitten. Um die Mitte des Jahrhun-

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