Mikó Árpád – Sinkó Katalin szerk.: Történelem-Kép, Szemelvények múlt és művészet kapcsolatáról Magyarországon (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 2000/3)

GESCHICHTE - GESCHICHTSBILD - Einführung in die Ausstellung

derts waren diese Reproduktionen meist Darstellungen in größerem Format, die in Wohnungen an die Wand gehängt werden konnten. Durch Debatten in der Presse haben sich die Anforderungen an die Kunstblätter für den privaten Bereich herauskristallisiert. Seit den fünf­ziger Jahren wurde der Anspruch geäußert, die Kunst­blätter sollten möglichst viele Szenen aus der ungari­schen Geschichte bearbeiten. Der Pester Kunstverein gab alle zwei Jahre, manche Zeitschriften gaben für ihre Mit­glieder und Abonnenten jährlich - neben den Mode­bildern - auch Historienbilder heraus. Der Gesichts­punkt, daß diese zur Schmückung von Privatwohnun­gen geeignet sein sollten, hat den Themenkreis grund­legend bestimmt. Die Künstler konnten in großformati­gen Werken für Ausstellungen - entsprechend den Er­fordernissen der Gattung - auch tragische Ereignisse darstellen, auf den Beilagen von Zeitschriften bevorzugte das Publikum eher die glorreichen, positiven und erfreu­lichen Momente der Geschichte. Den größten Erfolg hat­ten unter den Darstellungen für Privatzwecke die histo­rischen Parabeln der nationalen Selbstbestimmung ­zum Beispiel Fürst Árpád wird auf den Schild erhoben von Mihály Kovács oder Henrik Webers Einzug des Königs Matthias Corvinus nach Buda. Die Popularität dieser The­men zeigt sich auch darin, daß ihre allgemein bekann­ten Kompositionen nicht nur in den Gattungen der bil­denden Künste, sondern auch in der Kleinkunst oder auch an Produkten des Kunstgewerbes verwendet wur­den (Fürst Árpád wird auf den Schild erhoben, Meerschaum­pfeife, 1863). In Bildern für den Schmuck von Privatwoh­nungen gestaltete man auch historische Momente, die aus politischen Gründen nicht vor die breitere Öffent­lichkeit kommen durften. Dies gilt besonders für die Helden der Unabhängigkeitsbewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Einige Gegenstände bezeugen, daß der Rákóczi-Kult in der Privatsphäre eine eigenartige Kon­tinuität hatte (Kleine Silberschüssel mit dem Bildnis des Für­sten Franz IL Rákóczi, 1831). Die Verleger der Zeitschrif­ten rechneten auch damit, daß unter ihren Lesern un­terschiedliche politische Auffassungen und verschiede­ne Konfessionen vertreten waren, deshalb vermieden sie bei ihren Ausgaben Darstellungen, die in ihrer Tendenz viel zu eindeutig waren und nur eine einzige Lesart zu­ließen. Eine Ubersicht der historischen Kunstblätter aus der Zeit zwischen 1850 und 1870 läßt dennoch eine Doppeltendenz erkennen. Neben den Klischees der männlichen Tugenden treten immer häufiger Werke auf, die ausgesprochen weibliche Helden darstellen. Die Kunstblätter übten einen nicht zu unterschätzenden Ein­fluß auf die Verbreitung der Bildschemen und die Ge­staltung der öffentlichen Meinung bezüglich der histo­rischen Rolle des „ungarischen Mannes" und der „un­garischen Frau". Hinsichtlich der gesellschaftlichen Rolle der Frau läßt sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine gewisse Wen­de beobachten. Dichter, Schriftsteller und Politiker be­gannen die Damen nicht mehr nur wie zuvor als Hüte­rinnen des Zuhauses, des Familienherdes zu betrachten, sondern auch als Treuhänderinnen des nationalen Le­bens, der Vaterlandsliebe und der Erstarkung des Un­garntums. Dichter und Schriftsteller beriefen sich oft auf die Sensibilität des weiblichen Geschlechts und zeigten von Vaterlandsliebe beseelte Frauen als Quellen und Vermittler nationaler Gefühle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Verleger bei der Gestaltung ihrer Almanache und Taschenbücher, später der Modejournale vor allem weibliche Leser im Auge. Um die Mitte des Jahrhunderts ist die Zahl der weiblichen Leser noch gestiegen. Die Modeblätter be­schäftigten sich aber nicht nur mit den aktuellen Mode­fragen, sondern legten großen Wert auf die Bearbeitung nationaler Themen. Den Kunstblättern historischen The­mas wurden in den Frauenzeitschriften immer auch Be­schreibungen, Gedichte und Erzählungen beigegeben. In diesen Bildern und Beschreibungen zeichnet sich neben der „weiblichen" Lesart der Geschichte auch die Auf­fassung der Jahrhundertmitte von der Rolle der Frau ab. Diese Bilder vermitteln ein Bild von der ungarischen Frau, die zu jeder Zeit bereit war, sich nicht nur für ihre Familie, sondern auch für die Heimat aufzuopfern. Eine derartige Darstellung der Frauenrolle setzten nicht nur von Männern gezeichnete Zeitschriften wie Imre Vahots Napkelet (Sonnenaufgang), sondern auch die Zeitschrift Családi Kör (Familienkreis) der ersten weiblichen Redak­teurin Emilia Szegfi, geborene Kánya auf ihr Programm. Die Kunstblätter zeigten in bedeutender Zahl die Kampf­bereitschaft der ungarischen Frauen, die denen der Män­ner nicht nachstanden, wie zum Beispiel Béla Vizkeletys Bild Die heldenhafte Verteidigung der Burg Eger gegen die Türken. Aus dem Schicksal dieser ungarischen Heldinnen, die unter allen Umständen zur Selbstaufopferung bereit waren, läßt sich auch herauslesen, daß die Gesellschaft dieses Opfer von ihnen auch immer erwartete, daß aber die Frauen, die sich an der öffentlichen Politik oder an der politischen Herrschaft beteiligen mußten, wie die Königinwitwen Maria oder Isabella, in dieser Rolle, die „ihrem Geschlecht fremd war", zu richtigen Märtyrerin­nen wurden. Eine andere Gruppe von Bildern sind eher als histo­rische Modebilder zu betrachten, aus denen sich die Le­serinnen die richtigen nationalen Manieren, die würdi­ge Haltung und Kleidung aneignen konnten. Solche Werke sind zum Beispiel das Blatt Die Kurutzenfrau, das den Abzug einer Burgfrau aus ihrer belagerten Burg darstellt, oder die Lithographie eines lebenden Bildes, die unter dem Vorwand Die Gesandten der belagernden türkischen Truppen gestaltet wurde, ferner ein historisches Beispiel des nationalen Freudenfestes Tanzvergnügen im 17. Jahrhundert. Balle und lebende Bilder boten den Teil­nehmern neben der Unterhaltung auch Gelegenheit zur gesellschaftlichen Repräsentation, wie zum Beispiel im Jahr 1902 Das Ritterturnier Matthias Corvinus, an dem au­ßer den Vertretern der Aristokratie auch der Herrscher erschienen ist.

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