Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr

Die damals spürbare Vermehrung der Wirtschaften zwang vielmehr auch Adelige, außer in der Landwirtschaft, noch in anderen Bereichen bzw. für andere Personen tätig zu sein: Gangol Matthias und Benkő János, welche für Michael Polster „Zimmerbäume aushackten“, gehör­ten ihren Namen zufolge ebenso kleinadeligen Geschlech­tern an wie die in der Aufstellung genannten Ziegelerzeuger Francsics und Bénedekf51). Dies gilt — und damit wenden wir uns der Schilderung des Hausbaues und den damit verbundenen Arbeiten zu — natürlich auch für die Ge­schworenen Adorján und Zámbó(52). Die Geschäfte der adeligen Gemeinden wurden von der aus zumeist zwölf Mitgliedern bestehenden Ortsobrigkeit geführt. Wiewohl gerade in Oberwart die nichtadeligen Gruppen über eigene Geschworene verfügten, mußte man sich bei bestimmten Anliegen dennoch an die adeligen „eskütt“ bzw. den die Geschäfte führenden Aktualgeschworenen wenden: Dazu zählte die Holzentnahme aus Gemeindewäldern, welche durch genaue Vorschriften, die unbefugte Schlägerungen etc. verhindern sollten, geregelt warf53). Diese Regelungen galten insbesondere für Bannwälder, hatten aber offen­sichtlich auch für den „Freywalt“, den freien Gemeinde­wald, gewisse Gültigkeit. Jedenfalls hatte Michael Polster für die Erlaubnis, das für den Hausbau nötige Bauholz zu entnehmen, 2 Gulden und 45 Kreuzer zu bezahlen. Eine Bemerkung zu den Geldangaben: Allgemein ver­wendet unser Autor zur Berechnung Gulden (abgekürzt fl = lat. florenus) á 60 Kreuzer (x; nach dem Kreuz, welches ihr Gepräge anfangs zeigte, benannt), die bis 1858 geltenden Währungseinheiten. 1 Groschen war in Österreich der 20. Teil des Guldens, entsprach also 3 Kreuzernf54). In Ungarn zerfiel der Gulden auch in 100 Pfennig oder Denarf55) (abgekürzt d = lat. denarius); da Michael Polster diese Münze ebenfalls anführt, ist er fallweise gezwungen, Pfennige in Kreuzer umzurechnen (100 d = 60 x). Nachdem also die Genehmigung zur Fällung des er­forderlichen Holzes erteilt worden war, waren sechs Personen mit dem „Hacken der Zimmerbäume”(56) be­schäftigt, womit wohl nur das Fällen gemeint war, denn zum „Aushacken“, wie er das Behauen nennt, nahm der Bauherr zwei weitere namentlich genannte Männer (siehe oben) auf. Die Bearbeitung des Holzes an Ort und Stelle war allgemein üblich, und weiters eine anschließende ein­jährige Trocknungszeit(57) (über welche in der Abrechnung ebenso nicht berichtet wird wie über die gesamte Bauzeit; aus der einleitenden Formulierung — „anno 1757. Jahr, hab ich ... an gefangen“ — kann man auf längere Dauer schließen). Drei Leute schließlich hackten „Schweller“, also die als Sockel verwendeten Schwellrahmenbalken(58), welche nach J. R, B ü n k e r vielfach aus Eichenholz warenf59). Insgesamt mußten 37 Zimmerbäume und 2 „Schweller“ zum Bauplatz transportiert werden. Nach abermaliger Vorsprache bei den Geschworenen (was ihn „2 halb wein“ kostete) beauftragte er den G. Hégedös mit dem Fällen und den M. FarkasO mit dem Herein­führen von zwei „Sach Bloch“ oder ,,Ploch“(61), also zwei zum Sägen bestimmten Bäumen. Diese Arbeit (Auf­treiben, Schneiden) besorgte der „Müllner“ — eigentliche oder den Getreidemühlen angeschlossene Sägemühlen sind im Oberwarter Bezirk seit dem 16. Jahrhundert nach­weisbar: Neben großen Herrschafts- und kleinen Bauern­mühlen gab es auch von den adeligen Kommunitäten betriebene und zeitweilig verpachtete Gemeindemühlen(62). Das Ergebnis waren 15 geschnittene „Ladten“, wobei es sich, wie ein Preisvergleich mit später gekauften „Ladten“ zeigt, nicht um einfache Bretter, sondern um stärkere Hölzer gehandelt haben muß. Nachdem nun das Bauma­terial weitgehend vorhanden war, nahm M. Polster im benachbarten St. Martin drei Zimmerleute auf. Im Beisein des uns schon bekannten Máttyás Gangol, der als Zeuge fungierte, zahlte er ihnen zur Bekräftigung der Vereinba­rungen einen „Leykauff“ (= Leitkauf)(c3) von 6 Kreuzern und vereinbarte mit ihnen einen „Accord auif 4 Stökh”. Die reinen Arbeitskosten für das aus vier „Stöcken“ oder Abteilungen (ungarisch derék(64)) — nämlich Stube, Küche, Kammer und Stall — bestehende gezimmerte Haus wurden — unabhängig von der tatsächlichen Arbeits­zeit — im voraus mit 12 Gulden und 45 Kreuzern festge­legt. Während der reinen Arbeitszeit von 15 Tagen mußten Kost und Getränk (Wein) gegeben werden, welche sich mit weiteren 5 Gulden 15 Kreuzern zu Buche schlugen. Das Aufziehen des Durchzugs- und des Firstbaumes wurde zusätzlich („aparte“) mit „5 halb wein“ honoriert. Der Durchzugsbaum (noch heute „Duazibam“ genannt) war notwendig, um in größeren Räumen (hier also der Stube) als Unterzug von Seitenwand zu Seitenwand die Trame zu stützen(65), wobei von Verzierungen — wie sie etwa von J. R. B ü n k e r oder F. Simon beschrieben bzw. abgebildet wurden(86) — nicht die Rede ist. Dieser Durch­zugsbaum wurde eigens hereingeführt und ebenso die zu­sätzlich gekauften 30 „Raffen“ (Rofen) und 60 „Ladten“. Die Bezeichnungen „Fürst“ (zu ergänzen: -Baum), „Raf­fen“ und „Ladten“ zeigen, um welche Dachstuhlform es sich gehandelt haben muß, nämlich um ein gerne als „altartig“ bezeichnetes Scherendach, in dessen sich oben kreuzende Balken („Scheren“) der Firstbaum (die First­­pfette) zu liegen kommt. Auf diesen werden dann die Rofen (51) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 234 ff. (52) Wie Anm. 51 (53) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 188. f., S. 194 f. (54) Klimpert, Lexikon, S. 136, S. 138 f., S. 411 f. (55) Mitteilung Dr. Prickler (56) Angaben zur Holzart fehlen; neben der wegen ihres geraden Wuchses bevorzugten Fichte wurden im südlichen Burgenland fallweise auch Laubbäume verwendet (Kom­­zak, Südburgenland, S. 25 ff.) (57) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 218 (58) Haberlandt, Volkskunde S. 15. — Bei Schmeller (Wörter­buch, 2. Bd., Sp. 630) heißt „das Zimmerholz, welches die Grundlage einer Wand . . .bildet” Geschwell (59) Bünker, Heanzerei, S. 95 (60) Auch Hégedös und Farkas dürften zu den Kleinadeligen gehört haben (Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 234 ff.) (61) Bei Schmeller finden sich „Sägblock“ (Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 323) und „Sagbaum“ = „Baum, der zu Brettern gesägt werden kann und soll“ (Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 235) (62) Prickler, Neuzeit, S. 171 ff. (63) Zur symbolischen Bedeutung dieses Aktes und zum Wort ,Leitkauf‘ vgl. : HRG, II. Bd., Sp. 1842 f. (64) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 217 (65) Komzak, Südburgenland, S. 47 f. (66) Bünker, Heanzerei, S. 133; Simon, Bäuerliche Bauten; Simon, Bauten und Geräte 32

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