Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Sinkó Katalin: A csikós, mint keleties téma

gen . War der Csikós oder der Betyár früher der Held von genre-artigen oder pittoresken Darstellungen, so erscheint er ab den sechziger Jahren als ein idealisiertes, dramatisches oder mythisches Wesen. Die mythisierende Darstellung ist nicht nur auf die Künste beschränkt, sondern auch wörtlich zu verstehen: In seiner 1855 erschienenen Ungari­schen Mythologie widmet Arnold Ipolyi dem Mythos des Betyárén bereits einen ganzen Absatz. Ist die Klassenkampf-Interpretation keine hinreichende Erklärung für die soeben erörterten Charakterzüge des ungarischen Bauern, welche Erklärung können wir dann für ihr Entstehen und Fortleben geben? Anders gesagt: wohin, wogegen richtet sich diese trotzig-orientalische Haltung? Gemeinhin könnte man sagen, einige Momente des zeitgeschichtlichen politischen Lebens hätten auch eine Antwort darauf zu geben. Auf diese hinzuweisen ist aber nicht unsere Absicht. Mochten die politischen Ereignisse des vorigen Jahrhunderts noch so schmerzlich für die ungarische Nation gewesen sein, auf die anfangs gestellte Frage -über den vermutlichen Grund für das sozusagen bis zur Stunde andauernde Nachleben dieses Image - geben sie keine Antwort. Auch der beachtenswerte Aufschwung in der Periode nach dem Ausgleich hätte diese trotzig-orientalische Einstellung entschärfen können. Nichts dergleichen ist aber geschehen. Die nationalen Züge deutenden Ungarn des vorigen Jahrhunderts gebrauchten auffällig oft die Wendung, der Ausländer wäre unfähig, den ungarischen Charakter in seiner Wirklichkeit zu erfassen. Sie meinten - das jahrhundertealte Nachleben dieses Gedankens in der Literatur können wir Schritt für Schritt verfolgen - das Ausland verstünde weder den ungarischen Charakter, noch dessen „edlen" Kern. Auch János Vajda stellt in seiner Beschreibung zu den Stichen von Barabás fest, daß ein ausländi­scher Maler den ungarischen Charakter nicht verstehen könne.' 7 Die beinahe als gene­rell zu bezeichnende Betonung des Unverständnisses kann freilich auch in sich schon Grund genug für das Weiterleben der „trotzig-orientalischen" Haltung sein. Wenn wir in einigen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Wien oder in Paris erschienenen lithographischen Alben mit ungarischer Thematik blättern, so können wir die von den Zeitgenossen beanstandeten Momente nachempfinden. 18 Joseph Heicke z.B., den wir weiter oben als Reisebegleiter Edmund Zichys im Orient erwähnt haben, gab Mitte der vierziger Jahre eine lithografierte Serie von Bildern mit ungari­schen Themen heraus. Das Blatt „Der lustige Csikós" zeigt eine sich bei Zigeunermusik unterhaltende Figur vor einer baufälligen Schenke, in genre-artiger, pittoresker Manier. Die Figur des lustigen Csikós oder Betyárén kommt auf vielen anderen späteren, populären Blättern österreichischer, deutscher Ausgaben vor. Auch das Titelblatt des 1861 in Wien erschienenen Albums „Bilder aus Ungarn" zeigt dieselbe, als höchst typisch angeschene Szene (Abb. 7). Beide Bilder bleiben auf dem Niveau genrehafter Darstellungen, keine Spur findet man auf ihnen von jener Mythisierung oder Heroi­sierung, die auf den ungarischen Bildern der sechziger Jahre bereits merklich sind. Die für die ungarische nationale Charakterologie so viel bedeutende „Fröhlichkeit unter Tränen" erscheint hier in der veräußerlichten Auffassung zügelloser Ausgelassenheit. Diese Bilder lassen uns nicht an das Gedicht Vörösmartys „Spiel auf Zingeuner. . ." denken, vielmehr an die ironische Bemerkung des englischen Reisenden John Paget; „nicht einmal eine Mutter kann den Verlust ihres Kindes bitterlicher beweinen, als ein mit Wein begossener Ungar den verblichenen Ruhm Hunnias. . ."' 9 Das Interesse der österreichischen, deutschen und französischen Künstler, deren Bilder ungarische Themen behandelten , war teils exotisierend-romantisch , teils ethnog­raphisch ausgerichtet. Bei der Darstellung des Lebens auf der Pußta beschränkten sie sich auf einige, in ihren Augen charakteristische Momente: auf Szenen, wie das Treiben der Pferde oder die legendäre Welt der Betyárén, die Illustrierung jener schauerlichen

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