Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Sinkó Katalin: A csikós, mint keleties téma

Gefahren, die auf den in der Kutsche durch die Pußta reisenden Bürger lauern. Die Ansprüche auf Exotisches befriedigten jene populären Blätter, die den Csikós und seine Liebste, oder das Leben der wandernden Zigeuner vorstellten (Abb. 8). Zigeunerbilder kommen auffallend oft auf den Blättern mit ungarischer Thematik vor, als Zeichen dafür, daß das Zigeunertum mit dem Image der Pußta beinahe untrennbar verbunden ist. Unter den Gründen dürfte sicherlich auch das mit Reinlichkeit zusammenhängen­de, tief im Selbst-Bild der Reisenden verwurzelte Wertbewußtsein eine Rolle gespielt haben. Auf den Zigeunergenres kann man oft neben der vielköpfigen Familie auch das Schwein sehen, unter den Genremotiven seit langem schon neben der körperlichen, auch das Symbol seelischer Unreinheit. Solche, die nationale Charakterologie mit Unordnung und Schmutz verknüpfende Interpretation gibt auch der französische Rei­sende Victor Tissot, als er den ungarischen Csikós mit dem spanischen Reiter verglei­chend meint, beide Attitüden wären eine Mischung extravaganten, unechten Glanzes und schmutziger Zerlumptheit. Man könnte noch fortfahren 20 (Abb. 9). Die malerische Welt der Großen Ungarischen Tiefebene bedeutete für die Künst­ler der Österreischisch-Ungarischen Monarchie jenseits der-leitha eine wahrhaft exoti­tische Welt, zu deren Ausbeutung nach 1855 eine österreichische Malerherberge in Szolnok entstand. Jahrzehnte lang suchten Pettenkofen, LG. Raffalt, G.L. Müller und andere Künstler Szolnok auf, um dort zu arbeiten. Die hier entstandenen Schöpfungen sind wichtige Stationen der österreichischen Kunstentwicklung. 21 Aus unserer Sicht legen wir mehr den Akzent darauf, daß was die Themenwahl betrifft, der Gesichts­oder Ausgangspunkt auch der hier schaffenden österreichischen Künstler - ähnlich den ungarische Themen verarbeitenden ausländischen graphischen Blättern - auf das Gen­rehafte oder eher noch auf das Pittoresk-Malerische ausgerichtet war. Der Heroisierung ungarischer Typen begegnet man unter diesen Werken nicht. Abschließend sei hier an die Bemerkung Günther Bandmanns über die Funktion des europäischen Exotismus erinnert. 22 Bandmanns Erleuterungen zufolge ist dieser Exotismus - der natürlich nicht auf die Zeit der Romantik beschränkt werden darf ­eine der wichtigen Stationen des sich formenden Nationalbewußtseins, denn er geht Hand in Hand mit der Akzentuation der Züge des Selbst-Bildes! Das Exotische er­scheint immer nur in Beziehung zu etwas bereits Definierte, als Ausdruck der Fremd­heit, des Andersseins und ist zugleich die erste Stufe eines Integrationsprozesses. Wäh­rend der Formung des ungarischen Nationalbewußtseins, der Charakterologie, mani­festierte sich dieser Anspruch auf ein Anders-Sein in der sogenannten „trotzig-orienta­lischen" Attitüde, und im Fall des österreichischen oder, in weiterem Sinn, - des deutschen Nationalgefühls in der Exotik der osteuropäischen Themen. Dieses Exoti­sche, bzw. Orientalische hat, wie wir sahen, verschiedene Gehalte in Transleithanien und in Zisleithanien, obwohl beide in engem funktionellen Zusammenhang stehen mit dem deutschen, bzw. dem ungarischen Nationalbewußtsein und miteinander. Das seit dem deutschen nationalen Erwachen so vielschichtig entfaltete deutsche Sendungsbewußtsein oder das Weltbürgerbewußtsein als deutsches Selbstbild oder Image, ist mit einem eigenartigen Osteuropa-Bild konfrontiert. 23 Innerhalb dieses Ost­europabitdes ist das Bild des ungarischen Volkes - global zusammengefaßt - als das eines asiatischen Reitervolkes in der Vorstellung verankert. Obwohl das Steppenleben in seiner ursprünglichen Wirklichkeit schon längst der Vergangenheit angehört und nur mehr als ein künstlich erhaltenes touristisches Reservat besteht, lebt die Vision der Pußta im Westen auch heute noch und wird wahrscheinlich noch weiterleben, als ein Referenzbereich der bürgerlichen Wertvorstellungen oder des Selbstbildes der im Wes­ten lebenden Völker. Eine Erklärung für die Langlebigkeit dieses Image ist gerade der konservative Charakter der nationalen Ideologien.

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