Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 33 (1988) (Pécs, 1989)

Régészet - Kiss, Attila: Die Frage der geographischen Lage des früh- und mittelawarenzeitlichen Herrschaftszentrums

DIE FRAGE DER GEOGRAPHISCHEN LAGE DES FRÜH- UND MITTELAWARENZEITLICHEN HERRSCHAFTSZENTRUMS Attila KISS Wir besitzen keine schriftlichen Quelle zur geographischen Lage des früh- und mittelawa­renzeitlichen Khaganensitzes. Nicht einmal der von Priskos angeführte byzantinische Vorstoß (599) in das Awarengebiet hilft uns in dieser Frage, da es nicht sicher ist, daß dessen Ziel die Einnahme des Herrschaftszentrums gewesen wäre. Aus Mangel an schriftlichen Quellen können wir uns in dieser Frage nur auf die archäologische Quellen verlassen. Gy. László schrieb zu Beginn der Fünfziger­jahre, wir könnten „auf Grund der ungefähren Berechnung der bis jezt zum Vorschein gekom­menen Funde ... daran ... denken, daß 2—3 Fürsten unter einem Khagan gelebt und über die awarenzeitlichen Völker unserer Heimat ge­herrscht haben könnten. Hier wäre es von großer Bedeutung, die Fundorte aller Pseu­doschnallen zu kennen. Daraus würde sich die geographische, politische Verteilung des Awa­renlandes abzeichnen. Nur von dreien wissen wir, woher sie stammen. Die aus dem Fundort von Tépe läßt darauf schließen, den Khaganen­sitz irgendwo südlich von Debrecen zu suchen, der Fürst von Bocsa könnte im Donau-Theiß­Zwisohenstromgebiet regiert haben und der In­haber des Gürtels aus der Fleissig-Sammlung herrschte wahrscheinlich über Transdanubien." 1 Die Hypothesen von Gy. László basieren auf den Kenntnissen zu Beginn der 50-er Jahre, wurden durch die späteren archäologischen/his­torischen Forschungen folgendermaßen geän­dert: „J. Makkay hat Anglaben über jene Um­stände veröffentlicht, unter denen der Fund von Tépe zum Vorschein gekommen war. 2 Nach der einen Variante, die wohl zuverlässiger ist, wurden die Gegenstände des Fundes in einer Tiefe von 80—90 cm in einem vergrabenen schwarzen Gefäß gefunden; wahrscheinlich war aiich schon die Silberschlüssel gevierteilt; . .. War der Fund in der Tat ein geraubter Schatz, so sind die Schlüsse über den sozialen László 1955, 255. 2 Makkay 1961. 3 Bóna 1971, 307. 4 Bona 1971, 309. Hintergrund des Fundes von Tépe wohl nicht völlig zutreffend." 3 ... „aber nachdem es sich über den Fund von Tépe herausgestellt hat, daß er eigentlich bloß einen vergrabenen Teil einer Beute darstellt, kann man das Zentrum dieses Fürstentums nicht lokalisieren. Sicher blieb nur das „fürstliche" Zentrum von Bocsa; aber über diesen Würdenträger hat eben Gy. László überzeugend nachgewiesen; es ist nicht wahrscheinlich, daß er seine Würde „der Ge­burt nach" besaß. Es gibt also bisher noch gar keinen sicheren Fund, aus dem man den Sitz des frühawarischen Khaganentums erschließen könnte." 4 Zur Zeit als die zitierten Zeilen von I. Bona erschienen, kam im Februar 1971 das awarische Khaganengrab von Kunszentmiklós — Bábony zum Vorschein, das etwa 2,5 kg Goldfunde ent­hielt. 5 So wurde das frühawarenzeitliche Zent­rum im Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet auf Grund des Khaganengrabes aus dem 7. Jahr­hundert zur Gewißheit. E. H. Tóth schrieb über dieselbe Frage — die Gedanken von Gy. László 6 zum Teil fortsetzend — folgendes: „Im zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts siedelte sich der awarische Khaganensitz auf das Donau-Theiß­Zwisohenstromgebiet. Die bekannten, prächti­gen Bestattungen z. B. die Fürstengräber von Bocsa und Kecel und ... das neuerlich in Nagy­kőrös gefundene Schwert mit goldenes Beschlä­gen beweisen es. ... Das Grab von Kunbábony überragt die anderen Fürstengräber, es kann in der Tat als Begräbnisstätte des awarischen Oberfürsten — des Khagans — betrachtet wer­den." 7 I. Bona faßt die bis dahin erreichten Er­gebnisse in seinem 1984 herausgegebenen, sum­mierenden Werk in folgender Weise zusammen: „Bis um 600 wird das Quartier der vornehmen Stammhäupter und Kriegsführer durch einige Begräbnisse von reichen Alleinstehenden oder Familien gekennzeichnet (Kiszombor, Deszk, Szegvár, Szentendre, Csepel, Törökbálint). ... Als treue Spiegelung der Politik gegen Byzanz, 5 Tóth 1971, 1972a, 1972b. 6 László 1955, 44. 7 Tóth 1983, Tai. VIII. A. Janus Pannonius Múzeum Evkönyve 33 (1988) : 77—89. Pécs, Hungária, 1989.

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