O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 23. (Budapest, 1989)

Dely, O. Gy. ; Stohl, G.: Phylogenetische Probleme in dem Vipera ursinii-Formenkreis (Serpentes, Viperidae) 9-20. o.

MERK MA LS PROGRESSION Werden nun sämtliche Merkmale, die innerhalb des riesigen Areals des Formenkrei­ses V. ursinii einer engeren oder weiteren Variation unterworfen sind, auf ihre Progressi­vität untersucht, so lässt sich folgendes feststellen. Zahl der Schuppenreihen (zwischen dem 30. und 40. Ventrale): Es unterliegt keinem Zweifel, dass jene Arten der ( tittung, die spezialisierte Merkmale aufweisen - wie z.B. ei­nen hornartigen Fortsatz auf der Schnauzenspitze - eine höhere Zahl von Schuppenreihen be­sitzen, als jene, die keine solchen spezialisierten Merkmale haben. Zahl der Ventralia und Subcaudalia: Nach S/ !NT GIRONS (1978) muss die Zunahme der Zahl beider Schilder sowie die der Körpergrösse als eine evolutive Progression bewertet werden. "L'augmentation du nombre des plaques ventrales est liée a l'augmentation de la taille et, dans l'ensemble, celle-ci croît des espèces "primitives" aux espèces "évoluées". Toutefois, dans certains cas, la tendance a l'augmentation de la taille peut s'inverser sous l'effet d'une forte pression de sélection. Cette diminution secondaire de la taille entraine une diminution du nombre des rangées d'écailles dorsales, mais non du nombre des plaques ventrales" (loc. cit. p. 593). Aufgrund einer tiefgreifenden Analyse eines umfangreichen Schlangenmaterials gelang es WERNER (1899) mit aller Klarheit festzulegen, dass die Zunahme der Zahl bestimmter Kopfschilder sowie die Aufteilung von einheitlichen Schildern in mehrere, bzw. die Abspal­tung von kleinen akzessorischen Schildchen, als ein evolutiver Fortschritt bedeutet werden muss. WERNER's Auffassung wurde auch von MÉHELY ( 191 1 b) unterstützt. Auch er betonte: ". . . es ist einleuchtend, dass auch in diesem Falle das Zerfallen der Kopfschilder, ihre Auf­lösung in kleinere Schilder und Schuppen den Weg einer evolutiven Progression bedeutet" (loc. cit. p. 221 - ungarisch). Ein einheitliches Frontale oder zwei einheitliche Parietalia sind daher als Zeichen ei­nes primitiven Zustandes zu deuten. Die Zunahme der Zahl der Lorealia, Supralabialia, Sub­labialia sowie die der Schuppenreihen unter dem Auge sind alle Zeichen einer Progression. Augengrösse: Die sich mit der Vergrösserung der Augen parallel vollzogenen Umwand­lungen in verschiedene Eigentümlichkeiten der Unterart macrops beweisen eindeutig, dass die Vergrösserung der Augen unter allen Umständen einen evolutiven Fortschritt bedeutet. Schädelbau: Es gibt zwei Typen des Schädelbaues innerhalb des Formenkreises (vgl. MÉHELY 1911a). Bei der mitteleuropäischen Unterart rakosiensis sowie der südrussischen renardi und - nach eigenen orientierenden Untersuchungen auch bei der zentralasiatischen ebneri * - ist die Hirnkapsel hinter den Postfrontalia von gleicher Breite und in der Parietal­gegend abgeflacht. Demgegenüber ist die Hirnkapsel bei der grossäugigen macrops hinter den Postfrontalia nach hinten zu verengt, in der Parietalgegend gewölbt. Es kann daran nicht ge­zweifelt werden, dass letzterwähnter Typ als progressiv gilt. Nebenbei soll darauf hingewie­sen werden, dass die primitiveren Typen (Archaelocerta) auch unter den Eidechsen einen ab­geflachten, während die höherentwickelten Formen (Neolacerta) einen mehr gewölbten Schä­del besitzen (MÉHELY 1907). Turbinale: Bei sämtlichen Unterarten, die durch einen primitiveren Typ des Schädel­baues ausgezeichnet sind, trägt das Turbinale an seinem Vorderrand zwischen dem vorderen und lateralen Fortsatz zwei scharfe Spitzen, sein vorderer Fortsatz ist lang und scharf zu­gespitzt. Bei macrops ist das Turbinale anders gebaut: sein Vorderrand trägt nur eine mitt­lere, stumpfe Hervorragung, sein vorderer Fortsatz ist kurz, lanzettförmig. Dieser letzte Typ muss aller Wahrscheinlichkeit nach als progressiver bewertet werden. Ökologie: Stenözie ist im Vergleich zur Euryözie als ein evolutiver Fortschritt zu deu­ten, eben dann, wenn die Einschränkung der ökologischen Plastizität einen Nachteil für den betreffenden Organismus bedeutet. Stenöke Formen sind in höherem Grade spezialisiert als solche, die euryök sind (KÜHNELT 1965, BÖHME 1978). Das Exemplar, das im Jahre 1957 bei Dzhambul (Kasachstan) gesammelt wurde und die Inv.No. 149-1957 des Zoologischen Instituts und Museums der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion (Leningrad) hat, gelangte als Geschenk genannten Institutes durch die Ver­mittlung von Prof. S.A. CHERNOV in unsere Sammlung.

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