O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 17. (Budapest, 1976)
Wagner, O. S.: Vergleichende chorologische Untersuchungen an Kleinsäugerpopulationen im Karpatenraum 19-86. o.
Im Holozän stieg die Temperatur wieder an, was zur Veränderung der Lebensräume führte. Die postglaziale Expansionswelle der stenöken Arten wurde ausgelöst, da diese von den Refugialräumen ausgehend neue adäquate Lebensräume, die im Verlauf der Landschaftsgenese entstanden waren, besetzen konnten. Diese Expansionsräume erhielten durch die Einwanderung der stenöken Arten ein charakteristisches Gepräge (z. B. Einwanderung der arboricolen Gliridae in den interglazialen und nacheiszeitlichen Waldphasen). Betrachtet man die Zusammensetzung der Populationen gleichbleibender ökologischer Valenz (z. B. stenotherme Formen) innerhalb einer Landschaft, die einem ständigen Wandel unterworfen ist, so kann man anhand der darin vorkommenden Taxa die Einflüsse erkennen, die zur Landschaftsgenese beitragen. Die Neubesetzung der Räume durch die stenöken Formen erfolgt, indem Spezies mit geringem ökologischem Potential nur in Gebiete mit adäquater biotischer Ausstattung eindringen, die durch leicht zu überwindende Isolationsschranken von ihren ursprünglichen Standorten getrennt sind . Da aber die Taxa unterschiedliche interspezifische Anpassungsfähigkeit besitzen, sind einige von ihnen in der Lage, bei gleichbleibendem infraspezifischem Verhalten auch grössere Ausbreitungshindernisse zu überwinden, so dass sie auch in weiter entfernte, für sie günstige Gebiete eindringen können. Für die Genese der Landschaften und damit unterschiedliche Biome bedeutet dies, dass mit Abschmelzen der Eiskalotten in postglazialen Zeiten ursprünglich zusammenhängende Tundren und Steppengebiete, bedingt durch allmählichen Temperaturanstieg, zugunsten des Waldes zurückgedrängt wurden. Damit verbunden zogen die tundrale Fauna nach Norden und die orealen Elemente in den subalpinen und alpinen Bereich des Gebirges. Gleichzeitig besetzten während ihrer Expansionsphase unterschiedliche, für ihr jeweiliges Primärzentrum charakteristische sylveale Formen die umgestalteten Lebensräume. Neue Synergismen der Waldfauna entstanden und erhielten sich bis heute in diesem Bereich. Die Landschaften und die Lebensbäume dieser stenöken und euryöken Formen gliedern sich folgendermassen: Im Gebirge,bedingt durch physisch-geographische Gegebenheiten - zunehmende Höhe und damit verbundene unterschiedliche Klimata - entstanden heterogene, vertikal gestaltete Biome. Jeder dieser mit charakteristischen Eingenschaften ausgerüsteten Räume kann nur für bestimmte Lebewesen optimale Bedingungen gewähren. Das kontinentale Klima ist im Plangebiet dominierend, doch kommen auch ozeanische und mediterrane Einflüsse zur Geltung, Niederschlagsmaxima werden im Gebirge im Juni, im Flachland dagegen zweimal im Jahr, im Juni und im Oktober, gemessen. Die orographische Gliederung der einzelnen Lebensräume ist recht unterschiedlich. Die Böden des im Zuge der alpiden Faltung entstandenen Retezats sind aus Granit, kristallinem Schiefer, metamorphischen Sanden und Kalken zusammengesetzt. Die jungvulkanischen, im Pliozän und Pleistozän entlang der Bruchlinien gehobenen Görgényer und Hargita-Gebirge sind aus kristallinem Schiefer, Andesit, karpatischem Flysch und miozänen Meeresablagerungen aufgebaut. Die Urgesteine der variszischen Radna-Gebirge bestehen aus kristallinem Material und zeigen in Form von Karen und Moränen würmglaziale