Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)

dions krönen könnte. Über Jahre hinweg fertigte er fleißig die Pläne an, und die Behörden begannen sich tatsächlich auch mit der Angelegenheit des Stadions zu beschäftigen. Die Arbeiterparteien, besonders die Ungarische Kommu­nistische Partei, spielten mehrmals mit dem Gedanken der Errichtung eines Volksstadions. (Und als ein Teil der Tribü­nen des Stadions auf der Üllői út zusammenbrachen, drängte die Zeit.) Die Behörden bestimmten im Sommer das von Hajós vorgeschlagene Gebiet für das Stadion, und nach seinen Vorstellungen wurde alsbald ein Vorplan ange­fertigt. Ein Jahr später, am 12. Juli 1948, machte der un­garische Staatspräsident Zoltán Tildy den ersten Spaten­stich auf der Baustelle des „Centenariumstadions“. (Die Benennung widerspiegelte die propagandistische Parallele zwischen dem Revolutionarismus von 1848 und der Ver­einigung der Arbeiterparteien.) Unter den Projektanten suchen wir jedoch Hajós oder die anderen alten Größen vergebens. Die Planungsaufga­ben während des fünf Jahre lang dauernden Baus versahen junge Architekten unter der Leitung von Károly Dávid jun. Dávid galt in der Mitte der vierziger Jahre als ein bedeu­tender Vertreter der modernen Architektur (er war einer der führenden Projektanten des Flughafens Ferihegy), und auch er hatte schon mehrere Stadionentwürfe hinter sich. Für ihn sprachen sein guter Ruf, seine Erfahrungen, sein ver­hältnismäßig junges Alter sowie seine linksgerichtete Überzeugung. Beim Aufbau des Volkstadions nahmen als leitende Mitarbeiter solche Architekten teil, die alle noch am Anfang ihrer Laufbahn standen: Pál Borosnyay, Jenő Gilyén, Tibor Fecskés und Zoltán Harmos. Während des Baus wurden die Pläne oft und manchmal auch in starkem Maße verändert, zum Teil wegen neuer Einfälle von den Architekten selbst, zum Teil wegen der sich ändernden politischen und kunstpolitischen Erwartun­gen beziehungsweise wegen der sich vermehrenden Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. Dávid fer­tigte im Sommer 1948 einen Plan an, der - nach einer von Le Corbusier entlehnten Idee - ein an der Ostseite vollkom­men offenes, hufeisenförmiges Stadion zeigt und wo das Publikum an beiden Seiten der Arena auf einer Art Rampe zu den Plätzen gelangte. Auf den Plan dieses „Rampensta­dions“ folgte der Entwurf eines muschelartigen Stadions mit vollkommen eingeschlossener Tribüne, doch hätte diese 56

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