Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)
außerordentlich elegante und schwungvolle Konstruktion wegen ihrer Kompliziertheit damals wohl kaum gebaut werden können. Als dann 1951 die Normen des Fünfjahrplanes erhöht wurden - die früher auf 70 000 festgesetzte Zuschauerzahl stieg auf 100 000 planten Dávid und seine Mitarbeiter als Gegenstück zu der westlichen Eisenbetontribüne eine auf Traversen ruhende kleine Tribüne über dem östlichen Halbrund der Erdtribüne. Dieser Plan wurde später dann so verändert, daß die große Tribüne mit 18 Pylonen auf der Westseite, nach Osten hin mit weiteren je 10 Pylonen von abnehmender Höhe erweitert werden sollte. Die auch als Treppenhaus dienenden Pylonen waren auf der Westseite 30 Meter, auf der Ostseite 18 Meter hoch. Doch diese Eisenbetonkolosse wirkten durch die von Tibor Fecskés entworfene spitzenartige Ornamentik fast graziös. Das war die Konzeption, die schließlich - wenn auch unvollständig - verwirklicht wurde. Bei der Gestaltung des betont modernen Gebäudes hielten sich die Planer vor allem die Funktion vor Augen und dachten gar nicht an eine Verzierung der Fassade. Doch der Parteitag von 1951 faßte im Herbst 1951 den Beschluß, daß an die Stelle des schädlichen Modernismus die fortschrittliche Idee des sozialistischen Realismus gestellt werden müsse. Damals war das Stadion in Gngarn der größte Bau mit individueller Außengestaltung. Die Planer wurden auch mehrmals von offizieller Stelle aus kritisiert, daß das Stadion die Theorie des sozialistischen Realismus nicht ausreichend widerspiegele. Der Bau des Stadions von betont moderner Linienführung war zu dieser Zeit glücklicherweise schon in einer solchen Phase, daß es zu kostspielig gewesen wäre, die Anlage noch mit den erwarteten Stilmerkmalen zu versehen. Als Kompromißlösung konnte das Stadion selbst seinen einheitlichen modernen Charakter bewahren - der auch durch die klassizistischen Motive an den Gesimsen nicht wesentlich gestört wurde - , doch mußten das Hauptgebäude und die Statuen längs der zu ihm führenden Aufmarschstraße im Stil des sozialistischen Realismus geschaffen werden. Dazu wurden in die Reihe der Kompositionen zu dem Thema Sport noch folgende Werke aufgestellt: Singende Jugendliche, Demonstranten, Granatenwerfer, Lehrlinge, Landwirtschaftsbrigade und Volkstänzer. Mit der Errichtung des Volksstadions sollte auch die 57