Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)

Turnen, das Rudern, das Schwimmen, die alten Sportarten jedoch, wie das Fechten, das Reiten, das Schießen sowie das Schlittschuhlaufen, wurden vervollkommnet beziehungs­weise weiter standardisiert. Das schnelle Ende der anfänglichen Exklusivität des Sports zeigte der Umstand, daß sich der Sport nicht nur in den unteren gesellschaftlichen Schichten verbreitete, son­dern auch in den Kreisen der Damen und so zur Jahrhun­dertwende zu einem neuen Schauplatz der gesellschaftli­chen Begegnung wurde. Die Jahrhundertwende war die Zeit der sogenannten all-round sportsmen, doch lief ihre Zeit mit dem Erfolg der olympischen Bewegung und mit dem Erscheinen des Pro­fessionalismus im wesentlichen ab, kann man doch kaum in mehreren Sportarten gleichzeitig herausragende Erfolge erzielen. Wegen der Verlängerung der Vorbereitungs- und Wettkampfssaison und der Verbreitung der modernenen Trainingsmethoden benötigten die Sportler, die teilweise schon zu Profis wurden, ständige und spezielle Sportplätze. Auch die sich unheimlich schnell ausbreitende Amateur­sportbewegung hatte die gleichen Ansprüche. Für die Wett­kämpfer und bald auch für die Amateure wurde es zu einem wichtigen Gesichtspunkt, das ganze Jahr über ihren Lieb­lingssport treiben zu können; daraus entstand das Bedürf­nis nach überdachten Schwimmbädern und Sporthallen. Durch das Auswählen der Besten, die olympische Be­wegung und die Meisterschaften zwischen den National­mannschaften wurde der Sport auf Landesniveau gehoben und sozusagen zu einer nationalen Angelegenheit. Und das besonders in Ungarn, wo der für kleine Länder typische Beweiszwang wegen der Kriegsniederlage und der erlitte­nen politischen Nachteile in gesteigerter Form auftrat. Die Politiker erkannten früh die sich im Sport verbergenden Propagandamöglichkeiten: man versuchte aus den ungari­schen Sportergebnissen Kapital zu schlagen und mit den auf internationalen Wettkämpfen erzielten Erfolgen die Vor­züglichkeit des nationalen Charakters zu beweisen. All das wies jedoch in eine Richtung: der Wettkampfsport wurde zu einem der wichtigsten Zweige der Unterhaltungsindustrie. So entstanden auch die entsprechende Infrastruktur, Sport­anlagen und -gebäude, immer mehr Fachleute halfen, und auch die Massenmedien standen hinter dem Wettkampf­sport. 4

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