Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)
Meiner Frau und meiner Tochter Die „fünfziger Jahre“, die Architektur des sozialistischen Realismus, könnte man gezwungenermaßen nur gewaltsam aus der architekturgeschichtlichen Periode 1945- 1959 herausreißen. Obwohl sich die Architektur des sozialistischen Realismus im Prinzip scharf von den vorangegangenen und den darauffolgenden Jahren unterscheiden läßt, wird das Vorhaben, die Architekturgeschichte und ihre Ergebnisse während dieses anderthalb Jahrzehnts als Einheit zu untersuchen, von zahlreichen Erwägungen (die historische Situation in ihrer Ganzheit betrachtend) untermauert. Unser Bild von dieser Epoche ist komplex und widerspruchsvoll; das widerspiegelt sich auch in der kunstgeschichtlichen Periodisierung dieser Zeitspanne. Die angemeldeten Ansprüche und Erwartungen der kommunistischen Machthaber wurden in der Architektur langsamer und nicht so eindeutig in die Tat umgesetzt wie in den anderen Kunstgattungen. Die Traditionen der modernen Architektur der 20er, 30er Jahre wurden von den Machthabern in der 2. Hälfte der 40er Jahre zum Scheitern verurteilt; ab 1950-51 erzwang man die Hegemonie von Stil und Methode des sozialistischen Realismus. Doch schon vor 1956, während die Bauten, die im Stil der 50er Jahre begonnen worden waren, noch beendet wurden, begannen die Architekten erneut im Geist der Moderne zu entwerfen. Deshalb ziehen wir die Zeitgrenze der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beginnenden Architekturperiode vor dem massenhaften Erscheinen der Häuser aus fabrikmäßig hergestellten Fertigteilen (Plattenbauweise), welche die Bauweise des sich festigenden Kädär-Systems beherrschten. Ruinen der Kettenbrücke, 1946 3