Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

Werke widerspiegelten in ihren Ausdrucksmitteln weder den sich verschärfenden Klassenkampf, noch die Umge­staltung unseres gesellschaftlichen Lebens auf dem Weg zum Sozialismus, sie entsprachen sogar nicht mal den funktionellen Prinzipien. Die Ironie der Geschichte ist, daß zu dem Zeitpunkt, als der Artikel erschien, die Poliklinik in Kispest (Ady Endre út 122) der Öffentlichkeit übergeben wurde (am 29. September 1951). Dieses von Lajos Hidasi entworfene und nach einer Bildunterschrift „herrliche“! Gebäude im modernen Stil ist eines der letzten Exemplare der Periode vor den hauptstädtischen Bauvorhaben des sozialistischen Realismus. Die Magyar Építőművészet (Ungarische Baukunst) er­schien ab 1952 mit dem Ziel, daß „von den Blättern un­serer Zeitschrift aus der Kampf beginnen soll, der unsere Baukunst zum Teil der universalen Kultur des Sozialismus werden läßt“. (Die Zeitschrift gratulierte in ihrer ersten Nummer Rákosi zum sechzigsten Geburtstag.) Im Hintergrund der prinzipiellen Deklarationen, eher nur noch in der Illusion der Moderne entstanden die Wohn­häuser in Újpest, Hősök ligete (László Wagner, István Zi- lahy, 1949-50), das Parteihaus und Wohngebäude in der Váci út, das spätere Attila-József-Theater (Zoltán Vidos, László Tarján, 1950), in Csepel auf dem Szent Imre tér ein Baublock mit hundertsechzig Wohnungen (Zoltán Kosa, 1950), in Kispest Wohnhäuser in der Cséri Siedlung (Gyula Kéri) sowie hundertfünfzig Wohnungen in der XL, Zsom­bolyai utca (Ervin Schőmer). 1950 wurden auf dem X., Martinovics tér die Feuerwache (Gyula Kéri), ein Arbeiter­wohnheim auf der XI., Dombóvári út (György Tőkés) und ein Bürohaus auf dem V, Múzeum körút 3 (Dezső Cserba) gebaut. Von den öffentlichen Gebäuden, die an der Wende der vierziger zu den fünfziger Jahren entstanden, sind erwäh­nenswert: das Bürogebäude V, Erzsébet tér 4 (Bertalan Árkay) und die Post in Csepel (Szent Imre tér 21-22 - Ist­ván Nyíri, Vilmos Félix, 1949-50, 1956 wurde das Gebäu­de mit einem Wandbild von István Szönyi geschmückt). Nyiri entwarf gemeinsam mit Ferenc Bandi den Sitz des Staatlichen Wissenschafts- und Planungsinstitutes für Tiefbau (später ÜVATERV) auf dem Molotov (heute Vigadó) tér 1. (1950-51), nach seinem Clmbau heute ein Bankge­bäude. Sein ursprünglich moderner Charakter - abgese­hen von den drei asymmetrisch angebrachten Baikonen an der Hauptfassade - konnte gut mit der postmodernen Auffassung der neunziger Jahre vereinigt werden. Clnter den Schulen dieser Periode müssen noch fol­25

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