Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)
viel, die Ausgaben des Hausbaus wuchsen ihm jedoch über den Kopf: nach zweieinhalb Jahren war er 1909 gezwungen, das Haus zu verkaufen; natürlich wurde es vom neuen Besitzer umgebaut. Am Hange des Gellértberges war in der Gyopár (heute Minerva) utca 8. nach Plänen von Guido Hoepfner und Géza Györgyi 1905/06 die Villa von Dezső Bayer entstanden. Die siebzig Quadratmeter große zweigeschossige Halle umgaben L-förmig im ersten Stock die repräsentativen, im zweiten Stock die privaten Räume. Die Villa war innen ebenso luxuriös wie die zehn Jahre ältere Strasser- Villa in der Délibáb utca. Das Äußere folgte jedoch schon einem anderen Geschmack. Im Gegensatz zu dem ruhigen Historismus letzterer, charakterisierte sich dieses Gebäude durch abwechslungsreiche Fensterformen, riesige und recht unruhige Dachkonstruktionen. Die Berliner Architektur der Jahrhundertwende, die sogenannte Wilhelminische Baukunst, hatte die Architekten bei der Erschaffung dieses wahrlich großbürgerlichen Prunks beeinflußt. (Raoul Wallenberg und seine Arbeitskameraden hatten im Keller dieser Villa im Winter 1944/45 zahlreiche Verfolgte versteckt und ihnen das Leben gerettet.) DIE GROßBÜRGERLICHEN VILLEN der Spätsezession Die Malonyay-Villa war unter dem englischen Einfluß gebaut worden, der den Ansprüchen der persönlichen Verwendung Priorität gab. Das andere hervorragende Kunstwerk vom Beginn des Jahrhunderts, die Schiffer-Villa (Munkácsy Mihály utca 19., József Vágó, 1911/12) war von der kalten Eleganz Josef Hoffmanns beeinflußt. Miksa Schiffer, der Auftraggeber, brüstete sich, im Gegensatz zu dem steinreichen Bauunternehmer Hermann Babocsay, nicht mit der Farbigkeit seines Hauses, sondern mit der Verschlossenheit. Die Villa war in einer Nebengasse der Andrássy út auf sozusagen platzverschwenderische Weise gebaut worden. 1911, als man die Grundstücke der Gegend immer mehr bebaute, in vier- bis fünfhundert Quadratklafter große Parzellen aufteilte, um anstelle des Gartens oder sogar abgetragener kleinerer Villen zweistöckige Mietvillen zu bauen, wurde für die Familie Schiffer auf einem Grundstück von 514 Quadratklafter eine Villa mit einer einzigen Wohnung gebaut. Alles wurde noch dadurch extra betont, daß das Gebäude viel tiefer im Grundstück, als die vorgeschriebenen 5 Meter von der Straße entfernt lag. Die äußere Erscheinung der Schiffer-Villa ist auffallend 33