Várnagy Zoltán: Stadtverkehr - Unser Budapest (Budapest, 1994)
In einer Siedlung von einigen tausend Einwohnern bereitet es kaum Probleme etwas zu erledigen, zur Arbeit oder zum Einkauf zu gehen. Auch zu Fuß gelangen wir schnell ins Zentrum, ja sogar ans andere Ende der Gemeinde oder Kleinstadt, überschreiten die Maße jedoch eine bestimmte Grenze, erscheint alsbald der Anspruch, den Weg auch mit einem Verkehrsmittel zurücklegen zu können. Heute besitzen viele ein Fahrrad oder einen Wagen, zur Zeit der Entstehung der modernen Städte gab es jedoch nur das Reiten, die Kutsche oder den Pferdewagen als Verkehrsmittel. Wer es sich leisten konnte, hielt Pferde und Wagen, die anderen gingen zu Fuß oder fuhren mit dem Mietwagen. In Pest gab es 1810 116, in Buda 100 Mietwagen. Ihr Betrieb wurde 1827 mittels kaiserlichem Dekret gerelt. Der Mietwagen gehörte 1845 - wie das auch im Gedicht „Pest“ von Sándor Petőfi veranschaulicht wird - schon zum Stadtbild: „...Und alles, alles ist so interessant, Daß es die Augen und die Herzen bannt. Der Schusterjungen kriegerischer Trieb, Der fingerfert’ge, kecke Taschendieb, Der Droschkenkutscher und das Hökerweib, Sie alle sorgen schon für Zeitvertreib...“ (Deutsch von Josef Steinbach) In den Großstädten erschienen nach dem Beispiel der zwischenstädtischen Postkutschen oder Eilwagen - in Paris schon 1662 - die städtischen Geseilschaftswagen, die Omnibusse. Ihre Bedeutung zeigt sich auch in der Anstrengung, einen ungarischen Namen zu finden: nach mehreren Versuchen einigte man sich auf „társaskocsi“, nach dem Beispiel des deutschen Gesellschaftswagens. In Pest gab es die erste Linie 1832, im nächsten Jahr verkehrte der Omnibus dann auch schon in Buda. Er wurde schnell beliebt. Die Wagen wurden bald von größeren abgelöst, es gab immer mehr Linien, von der Mitte der 1840er Jahre an auch schon zwischen den einzelnen Stadtteilen und die Dörfer der Umgebung. Nach 1850 konnte man dann schon von den zentralen Endstationen der Bahnhöfe und Hauptbahnhöfe bis nach Megyer, Kőbánya und Óbuda mit dem Omnibus gelangen. Es folgten die Pferdebahn, die Elektrische, der Autobus, die Lokalbahn, die Untergrund und nach dem Zweiten Weltkrieg die Metro. Das Wort „tömegközlekedés“ (Massenverkehr) entstand dann im 20. Jahrhundert, aus dem Dichter Vörösmarty zugeschriebenen Wort „tömeg“ (Masse) und dem 1838 zum ersten Mal gebrauchten Wort „közlekedés“ (Verkehr). Zu dieser Zeit gab es jährlich schon mehrere Zehnmillionen Reisende. 5