Várnagy Zoltán: Stadtverkehr - Unser Budapest (Budapest, 1994)

Die Stadtbahn Als achte in Europa startete am 30. Juni 1866 die Fester Pferdebahn vor der Evangelischen Kirche am heutigen Deák tér, vollbesetzt mit Pester Stadtvätern und Journalisten. Die Linie führte über den Heumarkt (Kálvin tér), das Nationalmu­seum, das Zrínyi-Café (Astoria), die Basilika und den West­bahnhof ins äußere Újpest zur Újpester Schiffswerft der Ersten Ungarischen Pester Fiumeer Schiffswerftgesellschaft. Auch heute steht das Gebäude der Endstation der ersten Pferde­bahn noch: das Jagdschloß unter der Nördlichen Eisenbahn­brücke. Die Fahrzeit über die 9 km lange Strecke betrug 35 Minuten. Jeder der 12 Wagen legte die Strecke täglich 14 Mal zurück, das ergab zusammen 168 Fahrten pro Tag. Bei einer Betriebszeit von 12 Stunden bedeutete dies vierzehn Abfahr­ten pro Stunde, also kam alle viereinhalb Minuten ein Pferde­wagen. Des riesigen Andrangs wegen konnte man nach eini­gen Tagen nur noch mit vorgekauften Karten fahren und auch so waren die Wagen stets überfüllt. Das Gedränge ist in Pest also so alt wie die Pferdebahn. Die Linie Heumarkt-Újpest hatte die von Sándor Károly und seinen Partnern gegründete Pester Straßeneisenbahnge­sellschaft gebaut, sowie auch die zwei Jahre später, im Jahre 1868 eröffnete Linie zwischen dem Stadtwäldchen und Kőbá­nya. Bei der Pferdebahn gab es zuerst nur Ausweichen, 1870 war der Verkehr jedoch schon so groß, daß noch ein zweites Geleise gebaut werden mußte. Gleichzeitig eröffnete die Ge­sellschaft auch die nach Rákospalota und zum Kommunalen Schlachthof führende Linie. In Buda bat der Mietwagen-Ünternehmer József Szekré- nyessy 1852 um die Erlaubnis, eine Pferdebahn zwischen dem Kaiserbad und Zugliget zu bauen; diese Linie wurde jedoch erst 1868 von der Budaer Straßeneisenbahngesellschaft er­baut. Auf diesem Weg gab es auch mehrere steile Anstiege, wo die Wagen mit Hilfe eines Vorgespanns gezogen wurden. Bei der Eröffnung schrieb das Blatt „Magyarország és a nagy­világ" folgendes: „Die Eröffnung dieser Linie der Budaer Pferdebahn bedeu­tet für jenen Teil der Einwohner dieser Gegend eine Wohltat, die mal den Omnibus, mal den Fiaker benützten und nun so richtig zu schätzen wissen, welch Gewinn das neue Verkehrs­mittel ihren bringt. [...] Auch die halsbrecherischen, für Nasen, Rippen, Arme und Beine gefährlichen Schlachten, welche jener, der genügend Kampfesmut und Männlichkeit zur Ero­berung eines Sitzplatzes im Omnibus verspürte, zu kämpfen gezwungen war, hatten nun ein Ende.“ 6

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