Nemes János: Heilendes Budapest - Unser Budapest (Budapest, 1993)
Lassen wir die Zahlen Sprechen
versteht, warum die UNESCO die Budaer Burg als Teil des kulturellen Welterbes betrachtet, gleichwie die Athener Akropolis, die Chinesische Mauer oder die Westminsterabtei. Wer hierher kommt, sollte auch ein paar Minuten dem Apothekenmuseum widmen. Es wurde an der Stelle der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Apotheke „Zum goldenen Adler“ in einem mittelalterlichen Handelshaus eingerichtet. Von der Originaleinrichtung dieser, aus vier Räumen bestehenden, auch bildungsgeschichtlich sehr interessanten Ausstellung, blieb leider nur die figurale Wandmalerei in Bruchstücken erhalten. Die Einrichtung, die Apothekengefäße, Instrumente und Möbel des späten Mittelalters und des Barocks stellen einen künstlerischen und realen Wert dar. (Adresse: 1023 Budapest, il, Tárnok u. is.) Lassen wir die zahlen sprechen Der Leser soll nicht erschrecken, es gibt in diesem kurzen Kapitel keine Tabellen und Grafiken. Aber wir glauben, daß man einige Daten kennen muß, um ein vielschichtiges Bild über das Niveau des Gesundheitswesens der mehr als Zwei- millionen-Großstadt zu geben. Clm das Niveau des Gesundheitswesens eines Landes beurteilen zu können reicht es nicht, wenn man als Vergleich nur die angrenzenden Länder aufführt. Es ist auch wichtig zu wissen, was der Ausgangspunkt war und was es früher gab. Nicht seit 500 Jahren, aber sagen wir seit der Zeit der Jahrhundertwende. Berichte und Statistiken aus dieser Zeit legen Zeugnis darüber ab, daß wir uns wegen der damaligen Situation nicht schämen müssen. Um 1900 gab es in Ungarn 35 Tausend Krankenbetten. Heute sind die Krankenhäuser in der Lage, dreimal so viel Patienten (genauer 104479) aufzunehmen. Es bedeutet besonders dann einen enormen Aufschwung, wenn wir in Betracht ziehen, daß die Einwohnerzahl des Landes seitdem wesentlich gesunken ist. Im Augenblick leben in Ungarn kaum mehr als zehn Millionen Menschen. Aber Fakt ist auch, daß unser Gesundheitssystem konservativ und schwerfällig ist und wegen der an vielen Orten veralteten Krankenhaustechnik - und natürlich auch wegen sozialer Probleme - ist bei uns die durchschnittliche Zahl der Tage, die ein Kranker im Krankenhaus verbringt, viel höher als in Westeuropa (bei den sogenannten aktiven Betten 10, in den chronischen Abteilungen 32 Tage). Die Zahl der Ärzte stieg sprunghaft an, im Vergleich zu den Viertausend von 1900 um das zehnfache. Davon heilen ungefähr Dreiviertel aktiv, die anderen sind Rentner. So kommen auf 310 Kranke ein Arzt. Es ist nicht nur in Europa, sondern auch im Weltvergleich ein beachtliches Ergebnis, daß jeder 11