Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

Fásztors Werk hat einen wesentlich entschlosseneren Cha­rakter. Für die Gestaltung des herrlichen Vollblüters stu­dierte der Künstler die berühmten Lipizzaner der Wiener Spanischen Reitschule an Ort und Stelle. Danach arbeite­te er aus dem Gedächtnis beziehungsweise nach seinen ei­genen Skizzen, denn in sein Atelier - so erinnerte er sich selbst - trat nie ein Pferd. Beachtenswert ist die vortreff­liche und kaum zu bemerkende statische Lösung: das Rei­termonument stürzt sich außer auf die beiden Hinterbeine des Pferdes, im Wesentlichen auf den Schwanz des Rosses. Die Komposition erinnert gewissermaßen an das Reiter­standbild Peter des Großen von dem Franzosen Etienne Maurice Falconet, das 1782 in Sankt Petersburg einge­weiht wurde. Der Zar läßt sein Pferd springen, während Rákóczi sein Roß mit männlicher Eleganz nur tänzeln läßt. Für die Rákóczi-Statue sind gleichzeitig barocker Schwung und verfeinerte Harmonie kennzeichnend. Man kann um das Standbild herumgehen, es bietet aus jeder Richtung ein künstlerisches Erlebnis. Diese Wirkung wird noch dadurch gesteigert, daß das Pferd nach rechts sieht, der Reiter jedoch nach links; die Bewegungsrichtung ihrer Körper ist entgegengesetzt. Das auf Wunsch der Auftrag­geber im neobarocken Stil gehaltene Denkmal in impo­santen Maßen (der Sockel ist 4,7 Meter, die Statue 6 Meter hoch) bildet mit den repräsentativen, eklektizistischen Ge­bäuden des Kossuth Lajos tér eine harmonische Einheit. Zu der einheitlichen, äußeren Erscheinung trug auch die Arbeit des außerordentlich begabten Architekten Dé­nes Györgyi bei: ein mit rotem, schwedischem Granit ver­blendeter Sockel von glatter, aber doch kräftiger Linien­führung und mit barocken Stilmerkmalen. Auf der Stirn­seite des Postaments ist das fürstliche Familienwappen des Ferenc Rákóczi 11. mit Krone zu sehen. Unter diesem steht nur ein einziges Wort: Rákóczi. Auf der rechten Seite ist folgende lateinische Inschrift zu lesen: RECRVDESCVNT DIVTIGA INCLYTAE GEGTIS HVNGARIAE VULNERA Das Zitat ist der erste Satz des am 1. Januar 1704 mit der Rückdatierung vom 7. Juni 1703 erschienenen berühm­tem Manifests von Ferenc Rákóczi II. Deutsche Überset­zung: „Es erneuern sich die alten Wunden der ruhmrei­chen ungarischen Nation.“ (Den an die Völker der christ­lichen Welt gerichteten Aufruf hatte der vertraute Sekretär des Fürsten, Pál Ráday, formuliert.) 41

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