Zádor Anna: Das klassizistische Pest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

nicht mehr feststellen, wer in welchem Maße an der Arbeit beteiligt war. Das Deutsche Theater war ein massiges, kubisches Gebäude. Seine Fassade war mit einer arkadenge­schmückten Auffahrtsrampe und mit zwei Musensta­tuen in Nischen dekoriert. Trotz der glanzreichen Eröff­nungsfeier im Jahre 1812 - es wurde die Ouvertüre König Stephan von Beethoven aufgeführt - wurde es wegen seiner ungünstigen Akustik, des starken Luft­zugs und zahlreicher ästhetischer Mängel scharf kriti­siert. Das alles resultierte wohl aus der Abwesenheit Amans und einer starren Einhaltung des ursprüngli­chen Plans stammen, denn Aman war ein bedeutender Architekt: der Sändor-Palast, der schönste Palast in Buda, ist ihm zu verdanken. Auch die Frage der Ausführung der Redoute (Viga­dó) wurde bald erneut aufgeworfen. Der Ausgangs­punkt war in diesem Falle ebenfalls der Entwurf Amans, während Pollack mit den eventuell notwendigen Ände­rungen beauftragt wurde. Selbstverständlich führte das zu neuen Diskussionen, und es dauerte ziemlich lange, bis man sich 1829 endlich für einen neuen und wahr­scheinlich selbständigen Plan Pollacks entschied. Die Hauptfassade der Redoute der Donau zugewendet wur­de mit einem Portikus von sechs ionischen Säulen betont, die mit ihrer luftigen und graziösen Gliederung von allen Seiten ein attraktives Bild gewährten. Hinter dem Portikus öffnete sich ein großer Festsaal mit ei­nem längsseitig anschließenden kleineren Saal und einer Konditorei. Pollack führte auch jedes Stück der Innenausstattung sehr sorgfältig aus. Nach dem Zeug­nis einiger Detailpläne, die vor dem Krieg noch vorhan­den waren, vertraten die dekorativen Elemente der In­nenarchitektur das höchste Niveau der Epoche. Die zwischen 1829 und 1832 erbaute Redoute zierte nicht lange die aufblühende Stadt. In den Revolutionstagen von 1848 wurde sie, zusammen mit dem Deutschen Theater, während des Bombardements von Pest durch eine Feuersbrunst zerstört. Das zweite Theatergebäude der Periode, das erste ungarische Nationaltheater, stand an der Ecke der heu­tigen Rákóczi út und Muzeum körút. Hinsichtlich seiner Dimensionen und Ausstattung war es bescheidener als die Redoute, doch verbinden sich mit ihm viele kulturel­le Beziehungen. Das Gebäude wurde von Mátyás Zitter­barth dem Jüngeren (1803-1867) aus der dritten Ge­neration einer Pester Ärchitektenfamilie von österreichi­scher Herkunft geplant und verwirklicht. Die Idee der 16

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