Zádor Anna: Das klassizistische Pest - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Handel und Großstädten entsprach. Da bei der Ausar­beitung des neuen Stils jedes Land aus seinen eigenen historischen Traditionen schöpfte, war der im allgemei­nen für international gehaltene Historismus auch in (Jngarn ein wichtiger Vorläufer der Bestrebungen, die von der Jahrhundertwende an die Ausbildung eines eigenen nationalen Stils bestrebten. Die Basilika ist auch mit ihrer anspruchvollen Innen­ausstattung ein charakteristisches Beispiel der reichen Formenkultur des Historismus. Fast alle berühmten Maler und Bildhauer der Jahrhundertwende sowie auch einige des 20. Jahrhunderts widmeten dieser Kirche je ein Werk. Durch die Kämpfe und Bestrebungen von mehr als einem halben Jahrhundert erreichte die Basilika ihr ursprüngliches Ziel: sie ist das repräsentative Symbol eines selbstbewußten, gesellschaftlich und wirtschaft­lich aufschwingenden neuen Stadtteiles geworden. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige Eckhäuser des Szent István tér vor der Basilika zerstört. Das dadurch erweiter­te Gebiet vor der Fassade ist zum Schauplatz großer kirchlicher und weltlicher Feiern (z. B. St. Stephans-Tag) geworden. ÖFFENTLICHE BAUTEN Sowohl das Selbstbewußtsein als auch die kulturellen und Regierungsaufgaben der sich vergrösserenden Stadt beanspruchten die rasche Verwirklichung einer Reihe öffentlicher Gebäude. Zuerst wurde das Deutsche Theater an der Stelle des heutigen Gebäudes Vörösmarty tér 1. errichtet. Seine ursprünglichen Pläne, zusammen mit denen der sich anschließenden Redoute; wurden von János Hild ange­fertigt, diese aber konnten aus verschiedenen Gründen nicht verwirklicht werden. 1806 beauftragte der Palatin den Hofarchitekten Johann von Aman mit der Ausar­beitung der Entwürfe für das Doppelgebäude. Der Grundstein wurde kurz danach gelegt, doch mußte aus Geldmangel auf die Verwirklichung der Redoute ver­zichtet werden, da man alle Kräfte auf den Theaterbau konzentrieren wollte. Die Bauarbeiten leitete von An­fang an Mihály Pollack, weil Aman wahrscheinlich we­gen seiner Wiener Aufgaben den Auftrag der Ausfüh­rung nicht übernehmen konnte. Die zwei Architekten hatten zueinander keine harmonische Beziehung, und aufgrund der mangelhaft erhaltenen Pläne läßt es sich 15

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