Meskó Csaba: Heilbäder - Unser Budapest (Budapest, 1998)

Die Geschichte des Badens ist mit der Geschichte der Menschheit untrennbar verbunden. Die Verehrung des le- benspendenen Wassers ist seit ürzeiten im Bewußtsein der Menschen verankert. Unsere Vorfahren verehrten die Quel­len als heilige Stätten. Die Philosophen der Antike zählten das Wasser zu den vier Urelementen. Die Anhänger Bud­dhas und Brahmas erwarteten, indem sie in das heilige Wasser der Flüsse eintauchten, die Läuterung ihrer Seele und die Heilung ihrer Körper. Auch in den Riten der Ägy­pter, Juden, Mohammedaner und ürchristen spielte das Wasser eine bedeutende Rolle. Die ältesten Funde der Badekultur wurden in Indien längs des Flusses Indus erschlossen. Unter den gepflaster­ten Straßen der mindestens fünftausend Jahre alten Stadt befand sich eine zusammenhängende Kanalisation, die Badestuben wurden von einem Wasserleitungsnetz ver­sorgt. Im Zuge der Ausgrabungen stieß man auf eine Ba­dehalle von 30 X 50 Metern Ausdehnung, an die sich auch ein großer Sportplatz anschloß. Die Form der hier freige­legten Bäder erinnert an die Bäder von Rom und Pompeji, die etwa 3000 Jahre später errichtet wurden. Den Wandgemälden und Vasenbildern nach stellten die Griechen das Baden in den Dienst der Körperkultur, der Reinigung und Abhärtung des Körpers. Die ältesten Spu­ren ihrer Badekultur stammen aus der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. Neben dem Schwimmen in freien Ge­wässern, im Meer und in Flüssen, war für sie auch das häusliche, warme Bad wichtig; bei ihnen entwickelte sich der Kult des Wannenbades. ln der Architektur der Römer spielten die Bäder eine wichtige Rolle, sie waren auch bedeutende Foren des ge­selligen Lebens. Beliebt waren die Doppelbäder mit meh­reren Becken von unterschiedlichen Wassertemperaturen (Frauen und Männer badeten nie gemeinsam). In mehre­ren römischen Bädern gab es auch Turnhallen. Rom, die Hauptstadt des Reiches, wurde durch ein gewaltiges Was­serleitungsnetz mit Wasser versorgt. Einen besonderen Platz nahmen bei den Wasserverbrauchern die öffentlichen Bäder ein. In den letzten Tagen des einheitlichen Römi­schen Reiches, zur Zeit der Herrschaft Konstantin des Gro­ßen, gab es in Rom 856 öffentliche Bäder und 15 Ther­men. (Die Thermen wurden damals zu einem Hallensy­stem mit prächtigen Bädern, Auskleide-, Turn- und Aufent­haltsräumen umgestaltet.) CJnter ihnen ragten durch ihre Ausmaße und ihre Bedeutung die Caracalla-Thermen her­vor. Sie wurden auf einer Grundfläche von 220 x 114 Me­tern erbaut, in 66 Räumen befanden sich 1600 Mar­morstühle. Der Gesamtrauminhalt der vier großen Becken 5

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