Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Jó Pipa Söröző Bierkneipe zűr Güten Pfeife IX. Csarnok tér 6. Sie liegt am Ende der Pipa utca, am Eck. Das ist eine wirkliche Kneipe, dennoch aber familiär. Die beiden Kneipen fallen irgendwie heraus aus dem Verkehr, trotz ihrer „Marktlage“, die viele Gäste anlockt. Früher gab es drinnen in der Markthalle eine Garküche bei einer der Eisenbrücken. Das Csarnok Büfé, Hallenbüfett, mit billigem Gemüse, Gulasch und einem halble­galen Rotwein, der unter dem Namen Kis málna, kleine Him­beere, lief. Die Sonne schien auf die Brücke, unter uns summ­ten die Gespräche der Träger in den engen Gassen des östlichen Budenlabyrinths, Marktweiber schrien mit hohen Stimmen von Stand zu Stand, und durch die Paprikagirlanden leuchtete das gelbe Licht der Glühbirnenketten. Matróz Csárda Matrosencsárda IX. Alsó rakpart (unter der Szabadság Brücke). Ein Dokumentarfilm des sozialistischen Realismus, ein Traum. Große Lastwagen rauschen und beben an der Kneipe auf der Uferstraße vorbei, der Matrose Popeye aus Neon zwinkert, die Terrassen sind bei Regen und Sturm geöffnet, ein alter Herr massiert sein elektronisches Musikinstrument, das herrschaftliche Publikum tanzt. Für eine Zeit schnappte das Lokal über, alles wurde darauf abgestellt, falsche Blondinen und Froschschenkel zu verkau­fen. Zur gleichen Zeit wurde auch von einem Tag auf den anderen aus dem Szabadsághíd Presszó das Seherezádé. (Man behielt auch den alten Namen, so kam es dann zu der Aufschrift SZABADSÁGHÍD SEHEREZADE). Freudenmäd­chen in türkischen Hosen wurden angeboten. Den Parkplatz verlegte man weiter weg. Nun ist die Matróz Csárda wieder - non stop - die alte. (Sie soll abgerissen werden.) 6 : 3 Borozó és a Franci Weinkneipe 6 : 3 ünd das Franci IX. Lónyai utca 62. und Boráros tér 3. ln der Franzstadt liegt die einstige Weinkneipe des Fußballers Nándor Hidegkúti. An der Wand selbstverständlich die glorrei­che ungarische Auswahlelf der fünfziger Jahre, das Papier des Plakates ist vergilbt. 39

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