Bodor Ferenc: Die Pressos der Stadt - Unser Budapest (Budapest, 1992)

Kata Der arme Lajos Muck muß aus der Gegenwart langsam heraustreten, um im Zwielicht der Geschichte zu versinken. Eine Weile noch hängt das alte und nunmehr durchgestriche­ne Straßenschild, der Peinlichkeit seiner Situation voll bewußt, verlegen am Post-Bauhaus-Gemäuer aus, bald kommen aber die Handwerker der Selbstverwaltung und schaffen das übrig- bleibsel der Vergangenheit herunter. Die Gegend ist zwar industriell dominiert, aber hat einen Anhauch von Unterneh­mungslust und Erfolg, hier und da ein unbebautes Grund­stück, dann aber immer wieder Motive niederländischer Vor­städte. Der Konsens der Wahlplakate ist bereits Realität: es hat Rajk jun. und Herrn Torgyán* gleichmäßig getroffen. Die Plakate des Leo-Eises und des Gilde Pilsners sind noch in relativ gutem Zustand. Auf der Terrasse plumpsen pensionier­te Fußballspieler des Stadtviertels auf die Plastiksessel nieder. Im dekadenten Sonnenschein des Spätnachmittags ist alles mini, die Details sind alle klein, nur manchmal sickern einige verschwommene erotische Gedanken durch die Glaswände der Kleinunternehmen hindurch, in solchen Augenblicken erhebt sich der Bierschaum ein bißchen. XIII., VISEGRÁDI CITCA 52/B Frühmittagssiesta am Rande von Újlipótváros (Neuleopoldstadt), im Mini-Kata * Rajk ist der Sohn eines führenden Kommunisten, und zur Zeit liberaler Parlamentsabgeordneter. Torgyán ist ein Führer und zugleich Skandalheld der konservativen Kleinlandwirtepartei. 54

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