Bodor Ferenc: Die Pressos der Stadt - Unser Budapest (Budapest, 1992)
Dupla* An der Bushaltestelle an der Szent István körút (St. Stephan- Ringstraße) wartet Tag und Nacht das Dupla auf seine Gäste. Eine dampfende Neonkaffeetasse lädt die Wartenden ein, deren Zahl nach der Rationalisierung und teilweisen Abschaffung der Buslinie 12 beträchtlich zusammengeschrumpft ist. Runde Imbißtische empfangen den Besucher, dazu ein durchlöchertes Büffet, durch das die Düfte der Salatspezialitäten frei hindurchdringen können. Das ist noch ein richtiger Ort nach der Art des Mézesmackó (Honigbärchens)**, wo die verschiedensten Salatsorten vor den Augen des Gastes abgewogen werden. Ringsum an den Wänden teilweise ausgebrannte Neonaufschriften: Cassa (nicht mehr vorhanden), Bestellungen aus der kalten Küche, kalte Küche, Kuchen, Cremekaffee (ob sich noch jemand daran erinnert?), Tortenbestellung- (kleine Päckchen, die an eine Schnur gebunden hin und her baumeln wie die Kabine des Grafen Zeppelin), Erfrischungsgetränke. ln der Ecke schaut sich eine Froufroudame aus den sechziger Jahren den Keramikgast an mit der typischen Tropfglasur an der Wand ab. Die Merkwürdigkeiten ließen sich noch lange aufcählen, bis hin zu den netten, sprachgewandten Serviererinnen. Laßt uns das Dupla beschützen, daß es nicht verhamburgerisiert wird. XIII., SZENT ISTVÁN KÖRÚT 10. Neonschriften im Inneren des Dupla * Dupla heißt im Ungarischen „doppelt“ und steht hier für eine doppelte Portion Espresso. ** Das Honigbärchen ist ein berühmter und beliebter Typ von Imbißläden. 53