Bodor Ferenc: Die Pressos der Stadt - Unser Budapest (Budapest, 1992)

Színház (theater) Unweit vom Nationaltheater, das seinen Platz ständig wech­selt, verkündet eine irreleitende Inschrift: Presso Színház. Seine Neonreklame ist vor vielen Jahren auseinandergefallen, das noble theaternahe Publikum wurde von den Schauspiel­leuten der städtischen Großmobilisierung, nämlich von Taxi­fahrern, Bengeln auf Skateboards und müßigen Arbeitslosen in Sportkleidung abgelöst. Sie trinken Qualitätsweine namhaf­ter Weinbaugebiete, Schwechater Exportbier, stehen zwi­schendurch immer wieder auf, um ihr Glück an den Spielauto­maten zu versuchen. Man wartet hier umsonst auf das Auto­gramm des namhaften Dramadarstellers oder der Protagoni­stin großer Tragödien mit der Taubenstimme, es kommen höchstens verschwitzte Kulissenschieber zwischen zwei Sze­nenwechseln auf einen Sprung vorbei. Man erzählt, da_ß einst der berühtmte Schauspieler Lajos Bästi dieses Presso aufge­sucht habe, um ein Gläschen Cognac hinunterzukippen, doch diese Episode in der Geschichte des Pressos wurde durch das Institut für Bühnenkunst bereits aufgearbeitet. Aber wie dem auch immer sei, wir können das Presso an der Ecke des Almássy tér als ein Museum verehren, als einen Ort proletari­schen Glücks, und das ist heute bereits allerhand. VII., WESSELÉNYI CITCA 60. 3* 35 *

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