Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)
(1893-1982) gewannen. Das neue Gebäude wurde planmäßig bis Ende des folgenden Jahres errichtet. Interessant ist, dass die zurückgezogene Ecke des Gebäudes nicht aus den Entwürfen der Gewinner stammte, sondern aus den Plänen von Iván Kotsis, der jedoch verschiedener Abweichungen seines Entwurfes wegen, aus dem Wettbewerb ausgeschieden wurde. Verständlicherweise war er sehr überrascht, seinen Vorschlag am Gebäude verwirklicht zu sehen. Das Gebäude von Hübner und Weichinger bezeichnet die Fachliteratur — sich auf nordeuropäische Vorbilder beziehend — oft als romantisch. Meiner Meinung nach gibt es in diesem Gebäude nichts Romantisches. Es ist ein rational durchdachtes, zweckmäßig geplantes modernes Werk, mit flachem Dach, mit gestuften Kuben, die dem Gefälle der Straße folgen. Die rote Backsteinverkleidung ist zwar in Nordeuropa zu finden, vergessen wir doch nicht, dass sie an den hauptstädtischen Schulgebäuden seit 1880 allgemein gebräuchlich war. Und zwar deshalb, weil sie haltbar war, kaum Instandhaltung erforderte und sich somit als ökonomisch erwies. Beim über wenig Geld verfügenden Schulenbau war es seit langem Brauch, die Architektur durch minimale Mittel zu gestalten. Dieser Tradition folgen auch die Architekten des Szilágyi Erzsébet Gymnasiums, wenn sie die Ziegeloberfläche über dem Bruchsteinsockel nur durch die zusammengefassten Fenstergruppen der Klassenzimmer, die stehenden Fenster des Turnsaals bzw. die großen Glasfenster der Treppenhäuser gliedern. Das Individuelle dieses Gebäudes ist ortsgebunden. Die Z-Form des Grundrisses lässt an der Ecke einen kleinen, von Stützmauern umrahmten Garten frei - eine behutsame Antwort auf den kleinen Platz am Treffpunkt der Mészáros und der Pálya utca. Der Garten und der Säulengang des verbindenden Flügels bieten dem Kindergarten ein beschütztes und heimisches Spielgebiet. Auf diesen kleinen Garten mit alten Bäumen blickt der angenehmste Teil des Gebäudes, der Gang mit den Blumenläden an den Fenstern des gewölbten Verbindungsflügels — ich kann es bezeugen, da ich vier Jahre lang hier Tag für Tag die Schulbank drückte. Dieser sonnige, bogenförmige Verkehrsplatz war ebenso wie die Vorhallen des Treppenhauses stets voll. Es war ein beliebter Treffpunkt: Schauplatz zahlreicher Streiche, Freundschaften und Liebschaften. Das Schulgebäude zeigt zur Christinenstadt hin das Bild eines monumentalen öffentlichen Gebäudes, zur einstigen Koronaőr utca hin passt es sich hingegen dem Maßstab der kleinstädtischen Bebauung an. Der Kindergarten öffnet sich zu dieser kleinen ruhigen Straße hin, das Gymnasium hingegen zur großen, verkehrsreichen Mészáros utca. Hinter dem zurückgezogenen Eingang des Gymnasiums befindet sich eine riesige Vorhalle, mit einer ursprünglich für 700 Personen gedachten Garderobe. 60