Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Molnár und Preisich entworfen. Den mit der Balkonbrüstung zusammengebauten geschlossenen Erker (mit vierflügeligen Halaman-Schiebefenstern) finden wir auch an anderen Gebäuden von Molnár. Die zeitgenössischen und späteren Kommentare über die Häuser des Sozialver­sicherungsinstituts weisen stets auf die Zeilenhäuser der deutschen Siedlungen hin sowie auf die beim Frankfurter CIAM-Kongress vorgestellten Gropius-Reihensche- men, obwohl diese nicht für Innenstädte gedacht waren. Eine der Budapester ähn­liche Situation finden wir in Stockholm, wo man sich im Viertel Kungsholmen, neben der Strandvägen zur Öffnung des alten Stadtteils zum Ufer hin entschlossen hatte. Der Regulierungsplan von 1930 sah zum Ufer vertikal stehende Zeilenhäuser vor, die paarweise durch einen hinteren Flügel verbunden wurden, d. h. es entstand eine Reihe von U-förmigen, zum Wasser hin geöffneten Gebäuden. Hier wurden die ersten funktionalistischen Mietshäuser Stockholms errichtet, die auch in der Zeit­schrift Tér éi Forma (Raum und Form) beschrieben und so auch den ungarischen Archi­tekten bekannt wurden. Schade, dass dies Schema sich nicht auch in Budapest ver­breitet hat und vor allem, dass es beim Regulierungsplan vom ähnlich am Ufer gele­genen Budapester Bezirk Neue Leopoldstadt (Újlipótváros) nicht als Beispiel diente. Das Ensemble am Szent István Park zeigt sehr gut, wie die Stadtväter von Buda­pest und die für die Regulierungsfragen zuständigen Beamten des Hauptstädtischen Kommunalrats sich die Planung und das Zentrum eines sich dynamisch entwickeln­den Stadtteils vorstellten. Das nördlich des Szent István körút liegende Gebiet be­gann man in den 1920er Jahren rapide zu bebauen. Entlang der offenen nord-süd­lichen Straßen baute man nacheinander Mietshäuser nach den alten Vorschriften. Mitte der zwanziger Jahre konnte man schon genau sehen, dass diese spontane Be­bauung zu nichts Gutem führte. Die lokalpatriotischen Mitglieder des Leopold­städter Kasinos und des Hauptstädtischen Munizipalrats versuchten die Behörden durch Interpellationen darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Prozess unvor­teilhaft für diese Gegend sei. Man sollte nicht erlauben, dass in diesen schmalen Straßen riesige Mietskasernen gebaut werden, da der Stadtteil überfüllt werde und die Nähe der Donau schon in der dritten Straße nicht mehr spürbar sei. Der Kommu­nalrat verordnete für das nördlich der Sziget (heute Radnóti) utca gelegene Gebiet ein Bauverbot, welches bis zum Inkrafttreten des Regulierungsplans (Januar 1933) eingehalten wurde. Der Regulierungsplan sah einen öffentlichen Park vor, der sym­metrisch zur Achse der Csanádi utca vom Donauufer her stufenweise enger wurde und bis zur Hollán Ernő utca reichen sollte. Für die umgebenden Häuseblocks wurde eine Rahmenbebauung mit anschliessenden Höfen vorgeschrieben. Die Glie­47

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