Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Arbeitsbedingungen der Massen zu verbessern, dh. sie sei grundsätzlich soziales Engagement. Fischer (und Molnár) versuchten mit allen Mitteln die Sache des mo­dernen Kleinwohnungsbaus, des funktionellen Bauens und des Städtebaus voran­zutreiben. Sie hielten Vorträge, schrieben Artikel, veranstalteten Ausstellungen fertigten Gegenpläne an - und verstanden natürlich auch ihre eigenen Pläne als Demonstration. Leider konnten sie eben auf jenem Gebiet, welches sie für die Hauptaufgabe der modernen Architektur hielten (Wohnungsbau für die Massen) keine Ergebnisse vorweisen, da die Bauinstanzen diese Aufgabe nicht übernahmen. So mussten sie Einfamilienhäuser, Villen bauen, für Intellektuelle und Bürger, welche eine moderne Lebensweise beanspruchten. Dr. Dezső Hoffmann, der Bauherr des Familienhauses in der Szépvölgyi út war Statistiker und Publizist. (Die Fachliteratur kannte das Haus als Zentai-Villa. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch: Hoffmann, Beamter, schliesslich 1945 Direktor des Statistikamtes, wurde in Zenta geboren und magyarisierte seinen Namen auf Zentai.) Die Eisenbetonkostruktion des Hauses hatte Eszter Pécsi, die Gattin Fischers entworfen, die erste ungarische Statikerin. Die Pläne der Hoffmann-Villa entstanden im Sommer 1933, doch erst 1934 konnte das Haus bezogen werden. Auf dem nach Nordosten abfallenden Grundstück war es ein Problem, das Haus zum Sonnenlicht hin zu wenden und die Wohnung vor dem Wind zu schützen. Das erklärt die Geschlossenheit des schmalen, hohen Blocks. Die zur Aussicht hin gewendete Seite ist sehr kompakt, nur am obersten Stock wird sie durch das riesi­ge, bis zum Zylinder des Treppenhauses reichende Terrassenfenster aufgespalten. Die Streifenfenster des Wohnzimmers und des Schlafzimmers der Eltern öffnen sich auf der südöstlichen Seitenfassade, das Kinderzimmer sieht nach hinten, nach Südwesten. Die Wohnung ist für heutige Ansprüche fast zu eng: im Hochparterre das Wohzimmer und die Küche mit einem Verbindungsfenster, im ersten Stock das Schlafzimmer der Eltern und das Kinderzimmer mit einem einzigen Badezimmer, sowie die schon erwähnte verglaste Terrasse. Überall Toiletten von minimalem Grundriss. Im Souterrain befanden sich die Hausmeisterwohnung und das Kesselhaus, die Zentrale des Heizungssystems des Hauses. Die Kompaktheit der nordöstlichen Fassade wird durch das Stellen des Souterrains auf Pfeiler aufgelöst. Dieser Kunstgriff kann auf den Einfluss von Le Corbusier zurückgeleitet werden, den Fischer sehr verehrte. Von der schattigen Diele hinter den Säulen zum Garten hin — der stimmungsvollste Ort des Hauses — hat die Fotografin Olga Máté herr­liche Fotos gemacht. Auf einem der Bilder ist sogar der Architekt des Hauses zu sehen, wie er sich in einem Breuer-Rohrstuhl entspannt. >3

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