Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
verwendete: die westliche und südliche Mauer steht zur Gänze, die nördliche und östliche zum Teil auf einem mittelalterlichen, gemeißelten Steinfundament. In der Umgebung der Kirche begann Kálmán Lux 1908 mit archäologischen Grabungen. In den zwanziger und dreißiger Jahren erfolgten hier teilweise, zwischen 1949—51, dann unter Leitung von László Gerevich umfassende archäologische Ausgrabungen. Die Ausgrabungen des 20. Jahrhunderts kamen schließlich zu dem Ergebnis, daß sich am Ort der heutigen reformierten Kirche und deren Umgebung im 13. Jahrhundert der königliche Palast, später derjenige der Königin befunden hatte, dessen Steine im Laufe der Jahrhunderte dann bei zahlreichen Bauten verwendet wurden. Auf der Empore gegenüber des Eingangs zum einschiffigen, rechteckigen Kirchenraum befindet sich die mit Schnitzereien und Vergoldungen geschmückte Orgel. Die in der Mitte der Südmauer befindliche Baldachinkanzel ist ebenfalls reich an Schnitzereien, davor steht auf einem kleinen Podest der Tisch des Herrn. An der südlichen und nördlichen Längs-Wand des Gebäudes befinden sich je 3 rechteckige Fenster, an der Westseite hingegen umgibt je ein waagerechtes ovales Fenster zu beiden Seiten die Orgel. Die Empore über dem Haupteingang sowie das Portal auf der rechten Seite sind das Ergebnis neuerer Umbauten. Die Kirche mit 620 Sitzplätzen wurde am 27. August 1786 gesegnet. Der aus der Fassade hervortretende Turm stammt aus dem Jahre 1788. Die kleinere, drei Zentner schwere Glocke wurde 1788 gegossen, die andere, doppelt so schwere, gelangte im nächsten Jahr in den Turm. Die Schule neben der Kirche, die 1791 errichtet wurde, mußte nach dem Hochwasser des Jahres 1838 neu gebaut werden. Ihrer höheren Lage wegen hatte die Kirche keine größeren Schäden erlitten, die durch das Hochwasser Geschädigten fanden hier Zuflucht. Von der aus zahlreichen Ländern eintreffenden Hilfe erhielten die Reformierten Óbudas ebenfalls einen Beitrag für den Wiederaufbau ihrer Kirche. Von 1845 an wurden in ihrer Kirche auch evangelische Gottesdienste abgehalten. 1848 wurde die Orgel gebaut. 1878 erhielt der bisher unvollständig gedeckte Steinturm eine Haube mit Holzkonstruktion. Nördlich der Kirche steht in dem von einem Stein- und Lattenzaun umgebenen und einer Türe verschlossenen Hof die nach Plänen von Károly Kós (1883—1977) gebaute Parochie. Sie entstand 1908, zur gleichen Zeit wie die Kirche desselben Architekten in Zebegény und zwar unter Mitwirkung von Dezső Zrumeczky. An der puritánén Hauptfassade öffnet sich ein geschnitzter, bemalter Holzbalkon, der mit dem Zaun im Einklang steht. Der Gemeindesaal befindet sich im Flügel zur Hofseite des einstöckigen Parochiegebäudes mit Steinpostament, erhöhtem Dachgerüst und bemalten Glasfenstern. 35