N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Wirkung wegen beliebte Quellengruppe nannte man Schlammbad (Sárosfürdő, in türkischer Zeit Atschik ilidsche, d. h. offenes Heilwasser). Als 1894 die Franz- Josephs-Brücke (heute Freiheitsbrücke) gebaut wurde, brachte man auch die Umgebung in Ordnung; zwischen 1912 und 1918 wurde dann das Sankt-Gellért- Heilbad und Kurhotel gebaut. János Molnár, der schon 1870 die Wasserergiebigkeit der Quellen regelmäßig beobachtete, entdeckte, daß diese mit dem jeweiligen Wasserstand der nahen Donau zusammenhing. Heute hat dieser unerwünschte Zusammenhang schon so weit geführt, daß das verschmutzte Quellenwasser nicht in das bekannte Kurhotel und Bad geleitet werden darf (ihre Wasserversorgung wird auf anderem Wege gelöst). Der einzigartige Anblick des Quellenbeckens ist jedoch auch heute noch überwältigend, mystisch. Es bring uns das Gedicht von Benedek Virág (1754—1830, Dichter, Geschichtsschreiber, Übersetzer, Pauliner- mönch) in den Sinn, in welchem er den Gellértberg noch als Kelen-Berg erwähnt: „Seht Ihr, wie der Kelen-Berg glänzt und sich wölbt vor Schnee? Unter seinem Gewicht dringt heißer Dampf hervor und trotzdem wärmt er unserer Donau ver­gebens den Rücken." Den Dornröschenschlaf des Quellenbeckens stören heute bloß die darüber ratternden Straßenbahnen. In seinen Hohlraum mit fast hundertprozentiger Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von über 30 Grad können wir durch einen Stollen oder eine Stufenreihe gelangen, die aus dem Keller des Kurhotels hinun­terführen. Ein unvergeßliches Erlebnis! Kehren wir nun zum Brückenkopf der Freiheitsbrücke zurück, so stoßen wir am Rand des immer besetzten kleinen Parkplatzes auf den zugemauerten Ein­gang eines Stollens. Dahinter verbirgt sich die dritte Besonderheit des Platzes: die Aragonit-Höhle. 1962 hatte man in einem der Hohlräume des in der Iwan-Höhle eingerichteten Laboratoriums eine Forschungsbohrung unternommen, um Thermalquellen auf­zudecken bzw. die Wasserstandsveränderungen des Thermalkarstes zu studieren. Das Bohrgestänge ging in einer Tiefe von etwa 5—5 Metern durch, wonach man auf größere Hohlräume schließen konnte. 1963 führte ein Stollen, der neben den Bohrungen in die Tiefe getrieben wurde, zu einer Höhle mit einem Grundriß von 80 Quadratmetern und voller hydrothermaler Mineralien, welche Dr. Hubert Kessler Aragonit-Höhle taufte. 1969 wurde die Höhle durch einem am Gellért tér beginnenden, 37 Meter langen Stollen zugänglich gemacht. Zwischen 1968 und 1978 entstand der sogenannte Gellért-Stollen, der dem von Verunreinigungen freien Sammeln der Thermalquellen am Fuße des Berges und dem Weiterleiten ins Thermalbad dient. Der Plan des längsseitigen Tunnels 43

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