N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Pest - Unser Budapest (Budapest, 2002)
Das Budaer Donauufer mit seinen Hügelketten, steilen Felsen und Schluchten läßt uns auch unter der Erdoberfläche eine abwechslungsreiche Welt erahnen, auf der mit Büro- und Wohngebäuden bebauten Pester Seite hingegen können wir uns nur schwer Ähnliches vorstellen. Auch diesmal trügt der Schein. Konnten auf der Pester Seite auch keine natürlichen Höhlen entstehen, so versteckt sich doch unter dem Pester Stadtteil, der auf dem einstigen Überschwemmungsgebiet der Donau bis hin zur umliegenden Hügelkette (die sogar die Höhe des Gellértberges übertraf) erbaut wurde, eine interessante, vom Menschen geschaffene unterirdische Welt. Bei ihrem Ausbau wurden die natürlichen Gegebenheiten, die Boden- und Grundwasserverhältnisse sowie die durch menschliche Eingriffe zu erwartenden Wirkungen nicht außer acht gelassen. Wenn es doch vorkam, so mußte man später dann unvorhergesehenen Folgen und kostspieligen Schadenbeseitigungen ins Auge sehen. Obwohl diese unterirdische Welt organischer Bestandteil des Alltagslebens der pulsierenden Weltstadt ist, bleibt ein Großteil davon trotzdem verborgen, hüllt sich in mystisches Halbdunkel. Entdecken wir sie gemeinsam auf unserem unterirdischen Spaziergang! Steigen wir auf der Budaer Seite, in der Nähe der neuen Lágymányoser Brücke, hinab in den Kabeltunnel und treten wir auf der Pester Seite wieder an die Erdoberfläche. Folgen Sie mir! Kabeltunnel unter dem Flussbett der Donau Seiner strategischen Bedeutung wegen erfuhr die Einwohnerschaft der Hauptstadt erst 1991 zum ersten Mal etwas von diesem Tunnel, der südlich der südlichen Verbindenden Eisenbahnbrücke unter dem Flußbett der Donau von Buda nach Pest führt. Die Kabel, welche die von der Donau geteilte Stadt durch ihre Verbindung auf beiden Seiten mit Strom versorgten, plazierte man vom Beginn des 20. Jahrhunderts an auf den Brücken der Donau. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die südliche Verbindende Eisenbahnbrücke, welche auch die Kabel des 1914 gegründeten Kelenfölder Elektrizitätswerks trug. Mit dem Nahen des Zweiten Weltkriegs beschloß man aus strategischen Gründen unter dem Flußbett der Donau einen Kabeltunnel zu bauen. Außerdem waren Erschütterungen und ständige Dehnungsbeanspruchung der Brücken Gründe für zahlreiche Kabelbeschädigungen und für die Entstehung von Rissen in den Bleimänteln. Nach dem Beschluß im Jahre 1935 folgten 1938 Probebohrungen, 1939 begann man dann mit der Planung des Tunnels. Das Bürgermeisteramt der Hauptstadt schrieb in seiner Bewilligung vor, beim Bau des Tunnels die früheren Erfahrun5