Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)
Die vor kurzem am Tor angebrachte Gedenktafel berichtet, daß gerade siebzig Jahre nach Einweihung der Rombach „Ende August 1941 die Nazis 16-18 Tausend wegen ungeregelter Staatsbürgerschaft aus Ungarn ausgewiesene Juden in Kame- nietz-Podolsk ermordeten. Eines der Internierungslager der Opfer hatte sich damals hier befunden." Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das Glaubensleben in der Synagoge wieder beginnen, seit 1959 nahm die geschrumpfte Gemeinde sie jedoch nicht mehr in Anspruch. Damals begann der rasante Verfall des Gebäudes. 1979 stürzte die Decke über dem Thoraschrein ein, später dann auch zwischen dem Straßenteil und der Kuppel. Die einst eindrucksvolle Inneneinrichtung ging ebenfalls zugrunde. Nach ihrem Verfall verkaufte die Gemeinde die Synagoge. Das nun in Privatbesitz übergegangene Gebäude begann man Ende der 1980er Jahre zu renovieren, die Arbeiten sind heute schon fast beendet. Es kam der Gedanke auf, das Gebäude für profane Zwecke zu verwenden - als Börse z. B. Auf Druck der Presse und der Öffentlichkeit kam man jedoch davon ab. Vor einigen Jahren kam es dann als Ungarisches Holocaust Museum ins Gespräch. Seit 2003 ist die jüdische Gemeinde nun wieder der Besitzer, die Zukunft des Gebäudes ist jedoch noch unbestimmt. Auf Grund der zunehmenden, an den jüdischen Denkmälern und der Kultur der Jahrhundertwende interessierten Touristen, die in die Theresienstadt strömen, ergibt sich für das Dreieck der Dohány-, Rombach- und Kazinczy-Synagogen eine vom glaubens-, kul- tur-, und architekturgeschichtlichen Standpunkt einmalige Möglichkeit, dieses Viertel als Weltkulturerbe unter Schutz zu stellen — ähnlich dem Prager Judenviertel. Die Synagoge in der Dessewffy utca Ende des 19. Jahrhunderts war das Stadtwäldchen hinter der Theresienstadt für den Pester Bürger ein Ort der Erholung. Hierher führte die Király utca, welche die Achse des Judenviertels bildete. Die früher korsoartige Straße änderte mit Ansiedlung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Charakter. Da sie zu eng für den anwachsenden Verkehr war, wurde sie zu einer überfüllten Geschäftsstraße, die Verkäufer auf den Gehsteigen ließen sie zu einem täglichen Markt werden. Die früher hier auf und ab kutschierende und reitende Elite empfand dieses des immer europäischer werdenden Pest unwürdig. 1885 wurde die im Laufe der modernen Stadtplanung verwirklichte Radialstraße (später Andrássy Straße) eröffnet - eine Verbindung zwischen Innenstadt und Stadtwäldchen. Entgegen der Stadtplanung begann sich Ende des 19. Jahrhunderts das Judenviertel aus der Gegend der Király utca auch auf die gegenüberliegende Seite der neuen Adrássy Straße auszudehnen. Die Straßen dieser Gegend bewohnten mehr oder weniger assimilierte Juden. Die Mittelschicht von höherem Rang wohnte in den 42