Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)
aufgebaute Stockwerk des Orczy-Hauses und vergrößerte gleichzeitig auch die Synagoge. Die Umbaupläne der Großen Synagoge fertigte der Baumeister Lorenz Zofahl an. Im erweiterten Gebäude wurde noch ein Bethaus eingerichtet. Für die traditionsbefolgende Gemeinde wurde eine Frauenempore und ein Gemeindesaal gebaut. Im vergrößerten Orczy-Haus erhielt auch die Vorläuferin der neologen Glaubensgemeinde, die erste Pester Reformgemeinde Platz: der Verein Chesed Neurim. Die traditionelle Pester Jüdische Gemeinde akzeptierte damals noch den Reformverein: er durfte sein Bethaus neben der traditionellen Großen Synagoge im Orczy-Haus bauen. Diese Choral-Synagoge genannte neue Synagoge wurde im Hof des Orczy-Hauses, dem Eingang zur Király utca gegenüber gebaut, ebenfalls nach Plänen von Lorenz Zofahl. Die Alltagssprache von damals nannte die beiden „ruhige" und „laute” Synagoge, da in der traditionellen Synagoge das individuelle Gebet der Gläubigen dem Außenstehenden als Stimmengewirr erschien, in der Reformsynagoge die Gläubigen hingegen still dem Choral-Gebet lauschten. Die neue Synagoge war ein dreischiffiges, klassizistisches Gebäude mit einer säulengetragenen Frauenempore. Zofahl folgte mit seinem halbkreisförmigen, apsisartig plazierten Thoraschrein dem Beispiel des christlichen Altars. Die Gemeinde der Reformsynagoge wurde später zur Gemeinde der 1859 eingeweihten neologen Synagoge in der Dohány utca, die neue Synagoge des Orczy-Hauses hingegen wurde zu einem Textilien-Lagerraum umfunktioniert. Die Synagoge der Traditionsbewahrer blieb, bis die orthodoxe Synagoge in der Kazinszy utca gebaut wurde (1912), weiter im Orczy-Haus. Ein Bethaus wurde jedoch auch für die „Status quo ante”-Juden gebaut, die gemäßigt traditionsbefolgenden Juden, die weder zu den Neologen, noch zu der 1871 gegründeten Orthodoxie gehörten. 1936 wurde, zur Zeit des Baus der Madach Radialstraße, das Orczy-Haus niedergerissen. Die große Synagoge in der Dohány utca Die traditionellen und die Reformsynagogen des Orczy-Hauses waren den Anforderungen der anwachsenden Gemeinde nicht mehr gewachsen. Der Gedanke einer neuen Synagoge kam schon in den 1830er Jahren auf. Damals konnte von einer eigenen Synagoge noch keine Rede sein, da die Juden in der Stadt keine Immobilien besitzen durften. 1837 pachteten sie von Baron Antal Baldácsy das Grundstück für die Synagoge in der Dohány utca für die Dauer von 32 Jahren, einige Jahre darauf dann die Immobilie in der benachbarten Síp utca Nr. 12.1840 erlaubte das Gesetz nun den Juden auch in Pest Immobilien zu besitzen und so kauften sie 1844 die gepachteten Grundstücke. 25