Boros Géza: Statuenpark - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Titel „Verdienter Künstler der Volksrepublik Ungarn" wurden Aladár Farkas (1971) und Viktor Kalló (1984) ausgezeichnet. Farkas galt als getreuer kommu­nistischer Künstler, ebenso Zoltán Olcsai Kiss, Tamás Gyenes, György Baksa Soós und der linksgerichtete griechische Emigrant Agamemnon Makrisz. Vom Ar­beiter zum engagierten Künstler wurden Sándor Mikus und Viktor Kalló. Beson­ders soll hier István Kiss hervorgehoben werden, der im Statuenpark nicht nur mit den meisten Werken vertreten ist, sondern auch sämtliche damaligen Aus­zeichnungen erhalten hat, außerdem war er von 1975 an zehn Jahre lang Prä­sident des Ungarischen Künstlerverbandes und von 1985 bis 1989 Mitglied des Zentralkomitees der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei. Imre Varga, einer der meistgeschätzten Künstler der späten ungarischen Kulturpolitik, nahm von 1980 bis 1990 die Funktion als Parlamentsabgeordneter ein. Die Eigenart der Kunstgattung der Skulpturen auf öffentlichen Plätzen illus­triert die Tatsache, daß z. B. die im Florthy-Regime zu den anerkannten Künst­lern zählenden Bildhauer Kisfaludi und Pátzay sich erfolgreich den Ansprüchen der neuen Machthaber und Auftraggeher nach 1945 anpaßten. Ebenso machten Imre Varga und László Marton eine erfolgreiche Umwandlung nach der politi­schen Wende von 1989 durch. Den Worten Pátzays nach sind sie „berufsmäßige Künstler", die unabhängig vom politischen System auf professionelle Art be­müht sind, den Ansprüchen der jeweiligen Macht Genüge zu leisten. Im Statuenpark befinden sich einundvierzig Kunstobjekte (davon sechs be­schriftete Gedenktafeln ohne Kunstwert). Betrachten wir nun die einzelnen Denk­mäler der Reihe nach, ihrer Numerierung folgend. (Landkarte am Ende des Bandes.) Die Kulissenmauer Der Statuenpark beginnt mit einem monumentalen Portal, einer aus den charak­teristischen Elementen der sozialistisch-realistischen Architektur kompo­nierten pathetischen Fassade, der Kulissenmauer. Der mittlere Trakt des drei­gliedrigen Portals wird von einem Tympanon gekrönt. Der einzige „kleine" Fehler dieser imposanten Fassade ist, daß dahinter das Gebäude fehlt. (Dahin­ter befindet sich nur eine vom statischen Gesichtspunkt wichtige Stützmauer und ein Empfangsgebäude-Torso.) Die Kulissenmauer kann auch als „Fassade des Kommunismus" betrachtet werden: ein unvollendet gebliebenes großes Versprechen, was sofort entlarvt wird, sobald wir von der Flauptansicht wegtreten, wenn sich herausstellt, daß sich „nichts” dahinter verbirgt. Das inmitten der Puszta als Potemkin-Mauer stehende Portal weist auf das irreführende Wesen des Systems hin. 10

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