Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)

aus. „Der chemische und pharmazeutische Industriezweig verdankt seine Per­fektion dem Herrn Irinyi" - ist im Dokument zu lesen. Herr Irinyi war damals erst 25 Jahre alt, hatte aber schon Jahre wissenschaftlicher Arbeit hinter sich. Nach einem Jurastudium in Debrecen wurde er Student am Wiener Polytech- nicum. Ein Versuch in einer Unterrichtsstunde gab ihm die Idee zur Erfindung des lautlosen Phosphor—Zündholzes. Er verkaufte das Erzeugungspatent und begab sich auf eine dreijährige Studienreise nach Deutschland. Ein Münchner Apothekers namens Tillmietz, hatte das Streichholz 1815 schon erfunden, dieses war jedoch außerordentlich unfallgefährlich, explodierte leicht und konnte Brandwunden verursachen. Irinyi änderte die Zusammensetzung des Grundstoffes des Zündholzkopfes und „revolutionierte" damit die Herstellung. Zum Phosphor gab er Bleihyperoxyd statt Kalziumchlorat. Die „gemeinsame Aktion dieser Stoffe ist sicher" — wie auch die Zündung (1836). Von seiner Studienreise zurückgekehrt, eröffnete er 1839 in der Nyár utca in der Theresienstadt seine Werkstatt, bald (im April 1841) übersiedelte er jedoch in das Gebäude Ecke Ősz und József utca in der josephstadt. Nach eini­gen Monaten arbeitete er dann am heutigen Március 15 Platz, da die Behörden sein Unternehmen jedoch für feuergefährlich (!) erklärten, löste er dieses auf, d. h. er verkaufte es. Er begann Artikel über Chemie und ein Lehrbuch zu schreiben. (Der 1. Teil erschien Ende 1846 in Nagyvárad /heute Oradea, Rumä­nien.) „...Er war ein interessanter Mensch, doch nicht für diese Welt geschaffen. Durch seine Erfindung hätte er ein fürstliches Vermögen erwerben können, wenn seine übertriebene Bescheidenheit ihn nicht davon zurückgehalten hätte, sein Wissen in Geld zu verwandeln" - schrieb Vilmos Hankó 1910 über ihn. Ein bedeutendes Gebiet seiner fachliterarischen Tätigkeit war die Magyari- sierung der Namen der Elemente und chemischen Verbindungen. Am 13. April 1842 hielt er im Naturwissenschaftlichen Verein einen interessanten Vortrag, in welchem er seine spracherneuernden Vorschläge bekanntmachte. Seine Fabrik funktionierte bis 1848, dann beauftragte Kossuth, der sich an seine hervorragende „technische und chemische" Ausbildung erinnerte, ihn mit der Leitung der Nagyvárader Schießpulver- und Kanonenfabrik. Seine Tätig­keit wurde von der Despotie mit einigen Monaten Gefängnisstrafe „belohnt", am Begräbnis seiner Mutter im Januar 1850 durfte er nur in Begleitung von bajonettbewaffneten Gendarmen teilnehmen. Später arbeitete er in der De- brecener Dampfmühle, wurde deren Direktor. 50

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