Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)
Die hauptstädtische Generalversamlung nahm den Vorschlag an, und noch im Sommer 1932 kam es zu einer öffentlichen Ausschreibung für die Anordnung der Siedlung und den Häusertyp. Die Ausschreibung für diese neuartige Aufgabe hatte im Kreise der über ungenügend Aufträge verfügenden Architekten großen Anklang gefunden: es wurden 185 Entwürfe eingereicht und die Jury schlug 40 davon zum Kauf vor. Auf Grund dieser fertigte nun die XIII. Abteilung (für Privatbau) der Hauptstadt einen Regulierungs- und Bebauungsplan an, sowie die Ausführungspläne für 12 Häusertypen. Zwischen 1933 und 1938 wurde die Stadtrand-Siedlung nun in mehreren Abschnitten verwirklicht: man baute 148 Doppelhäuser für 296 Familien, zusammengenommen für 1500 Personen. Dieses bedeutete nicht nur eine Hilfe für die notleidenden Familien, sondern auch Arbeitsgelegenheit für Kleingewerbetreibende, welche zur Anstellung von Arbeitslosen verpflichtet wurden. ln der heute Köbänya(Steinbruch)-Gartensiedlung genannten Wohnsiedlung stehen die Grundstücke in Zweierreihen, mit Doppelhäusern bebaut. Zu einem Haus gehört ein Grundstück von 300 Quadratklaftern. Die Wohnungen verfügen über Zimmer und Küche, zuerst mit Keller und offener Diele, später ohne Keller mit geschlossenem Vorraum gebaut. Die Baukosten versuchte man durch experimentelle Gebäudekonstruktionen (z. B. zwischen Kantziegelwände gepreßte Wärmeisolierung aus Schlacken, Stahl-Dachstuhl) zu senken. Trotz des knappen Budgets war die Form der Häuser abwechslungsreich: meist von folkloristischem Charakter (bogenförmige Dielen, Jalousienen-Fenster), seltener im modernen oder Art déco Stil. In der Mitte der Siedlung stehen am Hauptplatz die öffentlichen Gebäude: eine Grundschule mit drei Lehrsälen, eine Hausverwalterwohnung und ein Bürogebäude, ein kleines Geschäftshaus (mit einem Krämerladen, einer Metzgerei und einer Bäckerei), eine Arztpraxis mit Arztwohnung sowie ein Kulturhaus mit einem Dach im siebenbürgischen Stil, einem Vortragssaal und einer Bibliothek. Siedler konnte nur solch eine hilfsbedürftige Budapester Familie sein, deren Familienoberhaupt entweder arbeitslos war oder so wenig verdiente, daß das ■ Doppleihaui-Standardplan für die Wohnsiedlung am Stadtrand <1933) 33