Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)
■ Leben in der Wohnsiedlung am Stadtrand in den dreißiger Jahren oder verschandelnd, sondern ergänzend und vervollständigend. [...] Wieviele Kinder und wie gesund sie sindI -dies ist der erste Eindruck, der einen von Haus zu Haus begleitet. Die Gebäude sind frisch und sauber, die Fenster breit, in den Gärten viele Blumen, Obstbäume, dicht aneinander gepflanzte Küchengewächse. Die Menschen sind heiter und freundlich und sprechen mit froher vertrauter Stimme mit dem Verwalter, der uns durch die ganze Siedlung führt. Gemeinschaft: dieses Wort kommt einem in den Sinn. [...] Unwillkürlich überkommt einen diese Lebensfreude und Wärme, welche man hier fühlt [...] man spricht ungezwungen und im Laufe eines Nachmittags hat man hier und dort mit je einer Familie die Verbindung aufgenommen. Zum nächsten Mal wird man hier schon als Bekannter begrüßt werden" - so beschrieb damals der junge Soziograph und Schriftsteller Iván Boldizsár die ersten Eindrücke seines 1935 unternommenen Besuchs in der Stadtrandsiedlung. Die Wohnsiedlung hatte man am Stadtrand auf dem 118 Tausend Quadratklafter großen Grund- stückkompex, welcher sich im Besitz der Hauptstadt befand, gebaut. Das Gebiet wurde von der Külső-Jászberényi út, der Szolnoker und Hatvaner Eisenbahnlinie bzw. vom Határ-Wald umgerenzt. Kurz vor ihrer Enstehung hatte das Versicherungsinstitut der Privatangestellten (MAB1) 1932 der Hauptstadt einen Kredit von einer Million Pengő für den Bau von Wohnungen für arme Familien der Stadt angetragen. Die sozialpolitische Abteilung der Hauptstadt hatte damals schon länger die westeuropäischen Siedlungen studiert. Vor allem auf Grund der Erfahrungen der deutschen Stadtrand-Siedlungen schlugen sie vor, daß von dem Kredit nicht die gewohnten mietshausartigen Notwohnungen gebaut werden sollten, sondern solche Wohnsiedlungen mit Garten, welche nicht nur vorübergehend diesen Familien helfen, sondern ihnen Gelegenheit bieten sollten, sich aus der schweren Situation nach der Wirtschaftskrise zu erholen und zwar mit Blick in die Zukunft. 32