Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

befanden sich in den ebenerdigen Doppelhäusern, in Gruppierungen von zwei, noch öfter von vier Wohnungen. Für die Gebäude, denen pro Wohnung 70-90 Quadratklafter Baugrund zur Verfügung standen, verwendeten mehrere Archi­tekten zusammengenommen 48 Standardpläne. Die Wekerle-Siedlung ist We­sentlichen eine Gartenstadt, entbehrt jedoch eben die für die englischen und deutschen Gartenstädte charakteristische malerische Unregelmäßigkeit. Die stren­ge Führung der Querstraßen, sowie die höhere, geschlossene Bebauung des Haupt­platzes widersprechen dem Gartenstadtkonzept. Der schöne englische Bebau­ungsplan Antal Palöczis wurde vom hohen Amt (unter Leitung des Architekten Ottmár Győry) in ein preußisch steifes, symmetrisches Modell verwandelt. Wie Károly Kós den Auftrag für den Hauptplatz mit einer Skizze gewann, welche er mit Kreide auf eine Schiefertafel gezeichnet hatte, gehört auch zur Geschichte. Die Weckerle-Wohnsiedlung ist heute ein Gebiet mit Denkmal-Bedeutung. Lange Zeit galt sie nicht als das und wurde auch nicht als Wert betrachtet. Die unzähligen inzwischen vorgenommenen Umbauten, Mansardeneinbauten und Anbauten werfen mit Recht die Frage auf: gibt es überhaupt noch Hoffnung, die Siedlung jemals in ihrem Originalzustand bewundern zu können? Ist Denkmal­schutz überhaupt etwas wert, wenn dies nicht der Fall sein kann? Wie kann das Interesse des Einzelnen (Besitzers) und dasjenige der Gemeinschaft (Kultur) so in Einklang gebracht werden, daß die Siedlung dabei ihren ursprünglichen Cha­rakter bewahrt (zurückgewinnt)? Oder umgekehrt: wie können die Bauan­21

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