Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)

Pest-Krankenhaus, als die Pest zahlreiche Bürger in Buda und Pest tötete. Óbuda blieb bis 1873 eine selbständige Marktgemeinde, als sie mit Buda und Pest zur heutigen Stadt Budapest vereint wurde. Die allgemeine Atmosphäre ist eher eine des 18. Jahrhunderts, mit verschiede­nen Gebäuden und Straßenelementen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es gibt hier wenig, das als modern oder minimalistisch bezeichnet werden könnte. Dann stehen da in Sehweite die Blocks und Turmhäuser der Wohnsiedlung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. All dies ergibt eine sehr vielfältige und gegensätzliche Stadtlandschaft. Es scheint sozusagen ein nur für Óbuda charakteristisches, einma­liges Ensemble. Ein Filmregisseur sah das jedoch anders und benützte den Platz als Szene für die in einer ostdeutschen Stadt der i960 Jahre spielende Handlung des Films Mn. Ratclihhei Revolution. Es ist die Geschichte einer Familie, die 1968 West Yorkshire verlässt, um beim Aufbau des Sozialismus in der DDR mitzuhelfen. Irgend­wie dachte der Filmemacher, der Platz würde wie ein typischer osteuropäischer Platz aussehen, doch jeder, der Óbuda wirklich kennt, hätte das besser gewusst. Die kopfsteingepflasterten Straßen und kleineren Flächen, die vom Platz in alle Richtungen führen, sind organisch mit diesem verbunden und unterstützen seine Wirkung als Ganzes. Ein an der Ecke eines Hauses hervorspringender Stein verkündet: „Fő tér seit 1686." Der Platz ist eine schöne offene Fläche, obwohl er nicht wirklich als Grünfläche bezeichnet werden kann - es gibt da einige attrak­tive Ebereschen, doch sonst ist er recht weit und offen, mit relativ wenigen Baumbeständen oder Pflanzen. Die Stadtverwaltung hält ständig Ausschau nach neuen Wegen, den Platz und dessen Umgebung über seine lokale Attraktion hinaus ins Budapester Tourismus- Netz - genauer, in die „Budapester Promenade” - zu integrieren. 2008 wurde ein Planungs-Wettbewerb für die Gegend ausgeschrieben, um neue Ideen zur Ver­besserung der Infrastruktur, der ästhetischen Qualität, der Dienstleistungen u. a. zu erreichen. Natürlich gibt es hier viel zu verbessern — wie in fast ganz Budapest existiert überhaupt keine Verbindung zur Donau, da die Gegend durch verkehrs­reiche Straßen vom Fluss abgeschnitten ist. Die Offenheit und Leere des Platzes machen es leicht, ihn zu durchqueren. Jetzt, da er jedoch autofrei ist, wäre er ge­mütlicher, wenn einige Straßenmöbel und Pflanzen seine Mitte zieren würden, die Anziehungskraft der Museen und Restaurants hingegen könnte durch mehr Ge­schäfte und Galerien vergrößert werden. Und obwohl er Teil des logischen Wegs 18

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