Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)

mond. Am Leopoldring (heute Szent István körút) stellten sie ebensolche Kandelaber auf, wie ihre Rivalen, statt mit Ganz-Lampen und Gleichstrom jedoch mit Wechsels­trom, sodass die beiden Systeme auch zufällig nicht zusammengeschlossen werden konnten. Als Ergebnis der Rivalisierung wurden in nur wenigen Jahren die Pester Ringstraßen von der Margaretenbrücke bis zur Franz Josephs Brücke (heute Freiheits­brücke), des Weiteren die Kossuth Lajos utca und die Eskü (heute Szabad sajtó) út mit Bogenlampen ausgestattet. Im Konzessions-Vertrag mit den privaten Aktiengesellschaften sicherte sich die Hauptstadt ihre Rechte auf kommunale Stromlieferung, auf den Kauf der funktio­nierenden Elektrizitätswerke, auf Gründung eigener Stromlieferer. Am 21. Mai 1912 verkündete die Stadt, dass sie ein eignes Elektrizitätswerk bauen werde, und als erstes das 24 Millionen werte Werk in der Váci út erstehen würde. Für den Bau des städtischen Elektrizitätswerks musste zuerst das entsprechende Gelände gefunden werden. Schließlich entschloss man sich für den Lágymányoser Winterhafen, der ähnliche Vorteile aufwies, wie das Grundstück der Óbudaer Gaswerke: Die Liefe­rung war sowohl zu Wasser als auch mit der Bahn lösbar, das nötige Wasser konn­te aus der Donau gewonnen werden, der Rauch der Schornsteine würde nicht die Luft der Stadt verpesten. Mit der Planung beauftragte man Kálmán Reichl, der sich schon in den Óbudaer Gaswerken bewährt hatte, sein Berater wurde Hubert Sauer, Direktor der Wiener Städtischen Elektrizitätswerke. Der Bau begann 1912, in zwei Jahren waren die Arbeiten beendet. Im Werk mit einer Kapazität von 10 000 kW/Std produzierten die Generatoren dreiphasischen, fünfzigperiodischen Wechselstrom von 10 kV Betriebsspannung, den neun Kabel zu den Trafostationen beförderten. Die sog. Kelenfölder Zentrale begann am 8. Juni 1914 Strom zu liefern, mit ihrer Produktion löste sie die UE AG ab und so waren die Budapester Hauptstädtischen Elektrizitätswerke entstanden. Technischer Direktor der neuen Fabrik wurde der Ma­schinenbauingenieur Lipót Stark, der vorher im Ausland an der Planung zahlreicher Elektrizitätswerke teilgenommen hatte. 1914 erhielten 49 000 Verbraucher Strom, der Direktor meinte jedoch, auf dem Gebiete des Stromverbrauchs noch einiges verbessern zu können-, „Tagsüber und spät abends... ist die Belastung der Werke ziemlich gering, und so sind die Cinrichtungen nicht ausgelastet. Der Gedanke steht nahe, den Strom in diesen unausgelasteten Stunden billiger anzubieten. Die Voraussetzung dessen ist natürlich, dass der Verbraucher in den Abendstun­den den Strom teurer bezahle, oder sich verpflichte, am Abend überhaupt keinen Strom zu verwenden." 39

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