Szablyár Péter: Turmhoch - Unser Budapest (Budapest, 2007)
Nur einige Bauten ragen aus dem sich an das hügelige Gelände angleichenden Gewebe von Budapest empor. Darunter gibt es solche, die in die Landschaft passen (Elisabeth-Aussichtsturm), zweckdienliche (Kirchtürme), notwendige (Wassertürme, Rauchfänge) und einige recht derbe (Hochhaus in der Alagút utca). Und wieviel hochstrebende Pläne es außerdem gab! Wenn man die alle verwirklicht hätte... Hugó Gregersens Manhattan-Typ-Hochhaus vom Beginn des vorigen Jahrhunderts am Ort des heutigen Rókus Krankenhauses; der 360 m hohe Wolkenkratzer - der Nachrichtenturm - Bemard Boclés und Antal Puhls, dessen Turm aus 8500 Tonnen Stahl gebaut werden sollte, mit einer 250 m hohen Aussichtskugel; das in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf die Margareteninsel zwischen dem Pionierstadion und dem Nationalen Sportschwimmbad geplante 78 m hohe Palatinus-Hotel. Zwischen der Petofibrücke und der Südlichen Eisenbahnbrücke, bzw. der Lágymányoser Brücke hätte eine 13 m breite, gedeckte Fußgängerbrücke vom Kristallturm aus an Ketten hängend, d. h. aus einem 150 m hohen Glasturm mit einem Grundriss von 320 Quadratmetern von Pest nach Buda hinüberführen sollen. Aber auch József Finta träumte einen 110 m hohen Wolkenkratzer in die Nachbarschaft des von ihm /orher geplanten Polizeipalastes. Diese "tot geborenen” Entwürfe, Architektenträume auf Papier, verschwanden jedoch genauso schnell von den Speisekarten der Investoren wie sie draufkamen. Was wäre gewesen, wenn... Ungeschichtliche Fragen, stadt-ungeschichtlich... Die Turm-Geschichte unserer Hauptstadt führt uns ins 13. Jahrhundert zurück. Über die ersten Türme Budas (Ofens), über die "hervorgehobenen Anlagen’’ während der Burgbauten infolge der Tatarenzüge, schrieb König Béla IV. (1235-70): "Zur Verteidigung des Landes habe ich außer anderen Burgen auch am Pester Berg eine starke, von Türmen umgebene Burg gebaut, wo es zahlreiche Wohnungen gibt.” Ludwig der Große (1342—82) residierte 1346 schon in Buda; er errichtete seinen Palast, bzw. seine Burg auf dem bis dahin leerstehenden südlichen Plateau. Über dem Gebäudeensemble erhob sich weit sichtbar der von seinem Bruder - Herzog Stephan — gebaute Stephans-Turm. Dieser charakteristische — von kleinen Türmen gekrönte - Bau wird zu den Burgturm-Typen des Donautales gezählt. (Er zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Turm der Krakkauer Marien-Kirche. Dies scheint verständlich, wenn wir bedenken, daß der zwischen 1500-02 auf der Budaer Burg zu Gast weilende polnische Herzog Sigismund in Buda Entwürfe gekauft und Baumeister für den Bau seines Wawel-Renaissance-Palastes angeworben 5