Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)

mit rutineartigen Lösungen trat ein. Die vornehmen Steinmaterialien — wie der schwedische Granit oder der Carraraer und Ruskicaer Marmor — welche man vor dem ersten Weltkrieg meist verwendet hatte, traten, vor allem der wirt­schaftlichen Schwierigkieiten wegen in den Hintergrund. Es verbreitete sich wieder der billige, jedoch weniger repräsentative Süttöer, Piszker und Budaka- läszer Kalkstein, was im Grunde eine Rückkehr zum einige Jahrzehnte früheren Zustand bedeutete. In den zwanziger—dreißiger Jahren entfaltete sich, parallel zu den politischen-ideengeschichtlichen Veränderungen, sozusagen als Gegen­wirkung auf die Epoche der k. u. k. Monarchie, eine Art Antisäkularisierungs­prozess, der sich auch in der Friedhofskunst und ihrer Ikonographie zeigte: Neben der unveränderten Dominanz der nationalen und militärischen Sym­bolik wurde das profane, vor allem das antike Symbolsystem zurückgedrängt und das christliche wieder betont. Die neue funerale Sprache zeigte sich am Kerepeser Friedhof weniger bestimmend - hier waren die repräsentativen Teile schon früher entstanden -, am Farkasréter Friedhof jedoch umso mehr. Einer der konservativsten Vertreter der Grabmalplastik, János Horvay, hatte sein Wirken noch in der früheren Epoche begonnen, die meisten seiner Arbeiten entstanden jedoch zwischen den zwei Weltkriegen. Seine Arbeiten veranschaulichen den erwähnten Übergang sehr treffend: Zahlreiche Züge, z. B. die Verwendung von Aktskulpturen, verbinden ihn mit dem Vorausge­gangenen, gleichzeitig sind seine Werke aber düsterer, müder, ihr Pathos be­rechnet, oft schablonenhaft. Die meisten seiner Grabmäler — mehr als vierzig - befinden sich am Kerepeser Friedhof, z. B. auf den Gräbern von Lajos Thal- lóczy (K io/i), József Rust (K 34), Tihamér Lisznyai Damó (K 35) oder Mihály Szabolcska (K 47/1). Sein rangvollster Auftrag war die provisorische Grabskulp­tur für Lajos Kossuth, die heute auf dem Grab der Familie Fabisch steht (K 45). Seine theatralischen Skulpturen sind an sich sehenswert, in Serie hingegen wirken sie schematisch und auswechselbar, da wir auf diesen Gräbern kaum eine direkte bildliche Anspielung auf die Persönlichkeit des Verstorbenen finden. Wo viele der Arbeiten nebeneinander stehn wirken sie fast karika- turenhaft, wie z. B. auf der damals am Kerepeser Friedhof ausgebauten 26er, 36er und 37er Parzellengruppe. Seine Arbeiten sind von den souveränen, oft über Jahre entstandenen Werken Strobls und Donaths sehr weit entfernt. Die meisten funeralen Skulpturen Horvays stellen Jünglinge oder Männer­gestalten dar, je nach der finanziellen Lage der Besteller, einzeln oder in Grup­pen. Eines der typischsten Motive ist die sargtragende Männergruppe - diese sehen wir u. a. auf dem Popovics- (K 34), dem Megyeri- (K 37) oder dem Farkasházy-Grabmal (K 43) —, bzw. die auf den Sarg oder Sarkophag nieder­42

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