Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)

Eine besondere Auszeichnung bedeutete der Auftrag für die Skulpturen der Palatinsgruft in der Budaer Burg. 1895 beauftragte Großherzog Joseph Karl Lud­wig, Alajos Hauszmann mit dem Umbau der Gruft, sowie György Zala mit der Anfertigung des Grabmals für den Palatin Joseph. Beim Umbau entstanden die Innendekorationen, welche den Traditionen der Medici-Gruften folgten, sowie drei großangelegte bildhauerische Kunstwerke. Ins Zentrum der Gruft kam die halb knieende Gestalt des Palatins Joseph, welcher die ungarische Krone schützte. Zala schuf auch den Sarkophag Joseph Karl Ludwigs und seiner Ge­mahlin, Erzherzogin Klothilde, auf welchem er die beiden Verstorbenen nach mittelalterlicher Art in liegender Stellung aufgebahrt darstellte. Ein verwandtes Werk ist der Sarkophag mit einer Gestalt des bei einem Jagdunfall ums Leben gekommenen Großherzogs Ladislaus Philipp, ein Werk von Alajos Strobl. (Der formellen Analogie wegen soll hier das Grab des Königs Béla 111. und seiner Gemahlin Königin Anna erwähnt werden, welche seit 1898 in der Matthias­kirche ruhn — ein Werk von Ferenc Mikola.) Aus der Zeit um die Jahrhundertwende soll auch das Wirken von Ede Kallós hervorgehoben werden. Die Zeitgenossen hielten ihn, neben Donáth, für den zweiten bedeutenden Friedhofs-Bildhauer. Seine Formensprache reiht ihn zwar unter die bedeutenden Meister, der Ausdruck seiner Werke ist jedoch nicht so unverwechselbar oder souverän wie derjenige der Arbeiten Donaths. Eines seiner bedeutendsten Werke ist das Grabmal des Ferenc Erkel (K 29), auf wel­chem ein lyrisch schönes Relief mit einer singenden Frauengestalt und die Gestalt einer Sphinx zu bewundern sind. Der architektonische Teil des Erkel- Grabmals stammt von Géza Márkus, welcher auch Kallós' Partner beim 1905 eingeweihten Grabmal des János Jankó (K 11) war. Die Architektur des Minich- Grabmals aus dem Jahre 1900 stammt von Gyula Kosztolányi Kann (K 19). Das bekannteste funerale Werk von Ede Kallós ist das 1901 eingeweihte Grabmal des Dániel Irányi (K 29), welches so erfolgreich war, daß seine Kopie drei Jahre später als Denkmal Irányis aufgestellt wurde. (Dieses war die erste Arbeit von Kallós auf einem öffentlichen Platz in der Hauptstadt.) Es verdankte seine Be­liebtheit der Tatsache, daß die Gestalt der trauernden Hungária statt in Rüs­tung, in Volkstracht dargestellt war. Der architektonische Teil des Irányi-Grab- mals stammte von Zoltán Bálint und Lajos Jámbor. Zu den bekannteren Kallós-Werken gehört das 1902 eingeweihte Grabmal des Sándor Kozma (K 29/2), mit der Herme der lustitia und jener allegorischen Hauptgestalt, mit welcher der Bildhauer den rangvollen Rökk-Preis gewonnen hatte. Das Kozma-Grabmal ist thematisch mit dem zur gleichen Zeit entstan­denen Csemegi-Grabmal von Donáth verwandt, was dadurch, daß die Grab­27

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