Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - S. Lackovits, Emőke: „Von den eifrigen Gläubigen von Deutschbarnag zu Ehren Gottes errichtet“ - Sakrale Orte ungarndeutscher Gemeinschaften und ihre frei stehenden Denkmäler im Plattenseeoberland
1 S. Lackovits, Emőke: Sakrale Orte ungarndeutscher Gemeinschaften 71 Heimat begraben hegen. In der Fastenzeit oder nur in der Karwoche hat man mit der Führung der Vorbeter die Kreuze im Dorf aufgesucht, wo sie die den Schmerzhaften Rosenkranz gebetet und gesungen haben. In der Nacht am Karfreitag ging man in vielen Orten zu den frei stehenden Kreuzen des Dorfes, um Jesus zu beweinen, hier betete man - nach Jesus suchend - am Morgen des Ostersonntags. An drei Tagen vor Himmelfahrt suchte man mit dem Pfarrer oder auch ohne ihn mit einer Prozession täglich ein anderes Kreuz im Dorf auf, wo man für eine gute Ernte, für Regen oder Sonne gebetet und gesungen hat. Dies war wohl das Überbleibsel eines mittelalterlichen Brauchs, im Andenken daran, dass Jesus seine Jünger auf den Ölberg führte. Zu Fronleichnam hat man vielerorts auch die Dorfkreuze mit Blumen geschmückt oder man hat neben ihnen das Fronleichnamszelt aufgestellt. Am Allerseelentag (2. November) hat man die Kreuze auf dem Friedhof mit Blumen geschmückt, davor Kerzen angezündet, und für diejenigen gebetet, die fern von der Fleimat ruhen. Zu anderen Gelegenheiten, so z.B. im Mai, dem Maria gewidmeten Monat, hat man die abendliche Litanei in den Gemeinschaften, die keinen Pfarrer vor Ort hatten, täglich wechselnd vor einem anderen - von den Frauen mit Blumen geschmückten - Kreuz abgehalten. Mit der Führung des Pfarrers wurden in Werstuhl/Vöröstó an bestimmten Tagen der Woche die Kreuze besucht, wo man für Regen gebetet hat (S. Lackovits 2000: 121—157 und 200—222). Den Kreuzen wurde - aufgrund ihrer Weihe — magische Kraft beigemessen, in dem Glauben, dass diese die Dorffluren, die Ernte, den Weinberg, aber auch die ganze Gemeinschaft vor Unheil und bösen Kräften zu beschützen vermögen. Vor den Statuen wurden am Gedenktag der Heiligen Blumen niedergelegt, es kam auch vor, dass man sich an diesen Tagen der Arbeit enthielt und eine Messe feierte. 3.5 Zur Sprache der Inschriften Zum Schluss müssen wir kurz die Sprache der Denkmäler erwähnen. Von den 68 frei stehenden Denkmälern konnte auf 40 die Inschrift entziffert werden. Bei den anderen sind die Inschriften entweder kaputt gegangen oder sie wurden durch eifriges Weißen unleserlich gemacht, einige enthielten außer einer Jahreszahl keinen Text. Von den 40 entzifferten Texten waren 17 rein deutschsprachig, 21 wurde der Grund für die Errichtung auf Ungarisch angegeben. Es gibt ein Kreuz mit gemischtsprachiger Inschrift: auf dem Friedhof von Tschitscha/ Balatoncsicsó. Die Bevölkerung von Großwaschon/Nagyväzsony war immer gemischt, hier ist also die Zweisprachigkeit eine Selbstverständlichkeit. In den