Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - S. Lackovits, Emőke: „Von den eifrigen Gläubigen von Deutschbarnag zu Ehren Gottes errichtet“ - Sakrale Orte ungarndeutscher Gemeinschaften und ihre frei stehenden Denkmäler im Plattenseeoberland
58 S. Lackovits, Emőke: Sakrale Orte ungarndeutscher Gemeinschaften der diese — vielleicht nur zeitweilig — zu sakralen Mittelpunkten werden können, wenn sie eine führende Rolle bei einer Kultausübung erhalten. Diese religiösen Freidenkmäler prägen nicht nur die unmittelbare natürliche Umgebung sondern auch das erbaute Umfeld und das ganze Erscheinungsbild einer Siedlung (Bartha 1990: 219f.). Die auffälligsten Bauten, die das Erscheinungsbild der Landschaft innerund außerhalb der Dörfer (z.B. Brücken, Gemarkungen, Weinberge) am meisten beeinflussen, sind die entlang an Straßen stehenden Kreuze, Kruzifixe und Statuen. Obwohl sie vor allem das religiöse Gefühl ihrer Entstehungszeit zum Ausdruck bringen, ist ihr Einfluss auf die volkstümliche Frömmigkeit bis heute nachzuweisen. Sie sind „zum selbstständigen Faktor der volkstümlichen Andacht geworden“ (Bartha 1980: 24f.). Das bedeutet, dass sie eine besondere Rolle in der volkstümlichen Religiosität spielen, indem sie nicht nur Träger der religiösen Weltanschauung sondern auch Verstärker der religiösen Empfindungen sind. Die Kreuze und Kruzifixe wurden sowohl am Eingang der Orte, an Landstraßen, an öffentlichen Plätzen (in der Ortsmitte, am Friedhof), in der Nähe von Kirchen und Kapellen als auch auf Privatgrundstücken (am Zaun, im Garten, am Rande von Ackerstücken, in den Weinbergen) aufgestellt. Der Grund für ihre Aufstellung steht oft im Zusammenhang mit ihrer Lage. Sie können in folgende Gruppen unterteilt werden: Sühnekreuze: finden sich am Ort eines gewaltsamen Todes, auf öffentlichem Boden. Gedenkkreuze: bewahren das Andenken von großen historischen Ereignissen (z.B. Kriegen) bzw. von geschichtlichen Ereignissen der Dorfgemeinschaft (z.B. Auswanderung) zumeist auf öffentlichen Plätzen. Dankbarkeitskreuze: stehen auf privaten Grundstücken aber auch auf öffentlichen Plätzen zum Andenken an die Flucht vor Unglück, Krankheiten, Schwierigkeiten, aus einer großen Gefahr bzw. an eine Genesung. Gelöbniskreuze: wurden unter der Wirkung eines erschütternden Ereignisses oder Gefahr aus einem Gelöbnis heraus, sowohl auf privatem als auch auf öffentlichem Boden aufgestellt. Schutzkreuze: wurden auf öffentlichen Plätzen mit dem Ziel errichtet, Gefahr oder das Böse abzuwenden und Schutz zu bieten. Kreuze zu Ehren Gottes: aufgestellt als Mahnung oder Erinnerung an einen Auftrag, meistens in Friedhöfen oder in Gärten von Kirchen, aber auch auf öffentlichem Boden anderswo im Dorf, mit derselben Funktion.